Behörden besorgt

"Giftzentrum" statt "Impfzentrum": Angriffe auf Einrichtungen vor allem in Bayern

25.9.2021, 15:10 Uhr
Menschen, die auf ihre Spritze im Impfzentrum warten, wie hier im Impfzentrum Fürth. Vor allem in Bayern und Sachsen gab es besonders viele Angriffe und Störungen gegen Impf-Einrichtungen.

© Hans-Joachim Winckler, NN Menschen, die auf ihre Spritze im Impfzentrum warten, wie hier im Impfzentrum Fürth. Vor allem in Bayern und Sachsen gab es besonders viele Angriffe und Störungen gegen Impf-Einrichtungen.

Seit die Impfungen gegen das Coronavirus begonnen haben, gab es immer wieder Angriffe gegen Impfzentren und Störungen bei Impfaktionen. Fast alle Bundesländer sind betroffen, vor allem in Bayern und Sachsen gab es besonders viele Vorfälle.

Eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter Ministerien, Landeskriminalämtern und einer Kassenärztlichen Vereinigung ergaben, handelte es sich dabei meist um Sachbeschädigungen, vor allem Schmierereien. Es gab aber auch Fälle von Beleidigungen, Drohungen, körperliche Angriffe und Brandstiftungen.

Mehr als 190 Straftaten

Bundesweit wurden mindestens 190 polizeilich relevante Fälle registriert, welche im Zusammenhang mit der Corona-Schutzimpfung stehen. Allerdings werden die Angriffe gegen Impfzentren nicht einheitlich in ganz Deutschland erfasst, manche der Bundesländer können deshalb keine konkreten Zahlen nennen.

Eine Bombendrohung im Impfzentrum Bad Wörishofen am 7. Mai 2021: Die Polizei musste weiträumig absperren, das Impfzentrum wurde vollständig geräumt.

Eine Bombendrohung im Impfzentrum Bad Wörishofen am 7. Mai 2021: Die Polizei musste weiträumig absperren, das Impfzentrum wurde vollständig geräumt. © via www.imago-images.de, imago images/MiS

In Bayern gab es nach Angaben des Innenministeriums 56 Straftaten im Zusammenhang mit Impfzentren seit Dezember 2020, wie BR24 berichtete. In Sachsen waren es allein 2020 54. In Bayern handelte es sich bei 22 der 56 Angriffe um Sachbeschädigungen und 16 Diebstähle. In 16 Fällen sind den Behörden die Verursacher oder Täter bereits bekannt, teilte das bayerische Innenministerium mit.

Aus "Impfzentrum" wird "Giftzentrum"

In allen Bundesländern überwiegen allerdings die Sachbeschädigungen. Im Saarland wurde beispielsweise aus dem Schriftzug "Impfzentrum" das Wort "Giftzentrum" gemacht, was allerdings der einzige Fall dort war. Auch Bremen meldete nur einen Vorfall, in Hamburg sei keine Straftat bekannt, wie die FAZ und die Tagesschau berichtet. Das Saarland und Bremen führen bundesweit bislang bei der Impfquote.

Es kam aber im Zusammenhang mit Corona-Impfungen auch zu Körperverletzungen, in Sachsen sind es fünf, in Sachsen-Anhalt gibt es sogar einen Fall von schwerer Körperverletzung an. Die Kassenärztliche Vereinigung in Thüringen berichtete von einem schweren Angriff auf ein Impfteam in Gera. Ein Mann wollte einen Impfnachweis erhalten, sich impfen zu lassen. Als ihm die medizinischen Fachkräfte dies verweigerten, schlug er den Angaben zufolge auf diese ein. Zwei Menschen seien dadurch verletzt worden, berichtete die FAZ.

Mordaufruf gegen Lehrkräfte

In Schleswig-Holstein gab es zwei Drohungen gegenüber Schulpersonal: gegenüber Lehrkräften einer Gemeinschaftsschule wurde Gewalt angedroht, gegen die Schulleitung und die Lehrenden einer Grundschule wurde zum Mord in einer Telegram-Chatgruppe aufgerufen, berichtete die Tagesschau.

Auch während der Impfaktionswoche vom 13. bis 19. September gab es in mehreren Bundesländern Störungen der Kampagnen. In Bayern und Hessen wurden Impfaktionen an Schulen gestört, in Mecklenburg-Vorpommern forderten Störer lautstark einer Impfaktion lautstark, sich nicht impfen zu lassen, wie BR24 berichtete.

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