Das sagen Experten

Herzmuskelentzündung nach Corona-Impfung: Risiko laut Studien größer als bislang angenommen

20.1.2022, 14:09 Uhr
Das Risiko einer Herzmuskelentzündung wurde bei den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech festgestellt.

© Sebastian Willnow, NN Das Risiko einer Herzmuskelentzündung wurde bei den mRNA-Impfstoffen von Moderna und Biontech festgestellt.

In Island wird der mRNA-Impfstoff des Herstellers Moderna bereits seit November nicht mehr verwendet. In Schweden und Finnland soll das Produkt namens Spikevax vorerst nicht mehr bei unter 30-Jährigen eingesetzt werden, in Norwegen und Dänemark bei männlichen Jugendlichen unter 18 Jahren. Grund dafür ist das leicht erhöhte Risiko einer Herzmuskelentzündung nach der Impfung mit einem mRNA-Impfstoff. Auch das Vakzin von Biontech/Pfizer ist davon betroffen, allerdings in geringerem Ausmaß.

Auf die Nebenwirkung deuten mehrere Studien hin, wie die noch unveröffentlichte "Nordische Studie" aus Skandinavien, eine Arbeit aus Israel, die im "New England Journal of Medicine" erschienen ist, sowie Berichte der kanadischen Gesundheitsbehörde Public Health Ontario.

Risiko bei jungen Männern höher

Mika Salminen, Direktor des finnischen Gesundheitsinstitutes, bestätigte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die "Nordic Study" ergeben habe, dass unter 30-jährige Männer mit Moderna-Impfung ein leicht erhöhtes Risiko für eine Myokarditis (Herzmuskelentzündung) hätten. Die Studie soll in einigen Wochen veröffentlicht werden und liegt bereits der Europäischen Arzneimittelagentur EMA vor.

Wie das deutsche Ärzteblatt berichtet, mussten in Dänemark 69 von 4,9 Millionen Menschen (0,00141 Prozent) ab 12 Jahren nach einer Impfung mit dem Stoff von Biontech/Pfizer oder Moderna wegen einer Herzmuskelentzündung im Krankenhaus behandelt werden.

Die Berichte aus Israel und Kanada kommen zu dem Ergebnis, dass Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung mit einem mRNA-Vakzin zwar sehr selten auftreten, aber doch deutlich häufiger als bislang angenommen. In den meisten Fällen kam es innerhalb weniger Tage nach der zweiten Impfung zu den Komplikationen.

Milder Verlauf der Entzündung

Betroffen sind vor allem männliche Jugendliche und junge Männer, besonders die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen. Laut der israelischen Studie "Myocarditis after BNT162b2 mRNA Vaccine against Covid-19" wurden in Israel bei fünf Millionen Impfungen 136 Fälle "von definitiver oder wahrscheinlicher Myokarditis" registriert. In drei von vier Fällen sei die Entzündung jedoch mild verlaufen.

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