Horror-Transport in Hessen: Hunderte Hühner verenden in Hitze

Marina Hochholzner

Online-Redakteurin

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26.07.2019, 09:05 Uhr
Horror-Transport in Hessen: Hunderte Hühner verenden in Hitze

© Polizeipräsidium Mittelhessen

Gegen 19.50 Uhr meldeten Verkehrsteilnehmer der Polizei in Butzbach (Mittelhessen) am Mittwoch einen Hühner-Transporter, der auf der A5 in Richtung Kassel unterwegs war. In dessen Käfigen lägen, so die Zeugen, etliche leblose Hennen. Eine Streife der Butzbacher Autobahnpolizei machte sich daraufhin auf die Suche nach dem Lastwagen und holte das in den Niederlanden zugelassene Gefährt ein.

Bereits beim Vorbeifahren erblickten die Ermittler verendete Hühner. "Zudem lagen weitere Tiere in erbärmlichem Zustand in den Käfigen", heißt es im Pressebericht der Polizei Gießen. Auf dem Rastplatz "Limes" bei Pohlheim stoppten die Beamten den Transporter schließlich. Zu dem Zeitpunkt herrschten 34 Grad Außentemperatur. Zwischenzeitlich hatten die Polizisten eine Tierärztin des Veterinäramtes des Lahn-Dill-Kreises alarmiert, die wenig später beim Lkw eintraf.

Die Bilder, die sich ihr und den Beamten boten, waren unfassbar: Geladen hatte der morgens um 4 Uhr in Frankreich gestartete Tiertransporter ganze 4.470 Hühner. Ziel der Fahrt war Polen, wo die Tiere in einem Schlachtbetrieb abgeliefert werden sollten.

An dem Tag bestand Transportverbot

Die Tierärztin schätzte bei einem ersten Kontrollblick, dass für etwa zehn Prozent der Hühner bereits keine Hoffnung mehr bestand – sie waren in der Hitze "elendig verendet", wie die Polizei beschreibt. Ihrer Einschätzung nach wäre kein einziges Huhn im zu dem Zeitpunkt noch 12 Stunden entfernten Polen lebend angekommen. Die Zustände im Transporter waren drastisch, Kühlung erfuhren die Tiere lediglich durch den Fahrtwind. Eine für einen solchen Transport vorgeschriebene Versorgung mit Wasser fehlte gänzlich. Zudem bestand aufgrund der extremen Hitze ein europaweites Verbot für internationale Tiertransporte.

Die Polizisten nahmen mit dem Veterinäramt des Landkreises Gießen Kontakt auf. Eine Tierärztin dieser Behörde entschied, dass der Transporter entladen werden sollte. Ein Geflügelbetrieb in Waldsolms erklärte sich sofort bereit, einen Stall zur Verfügung zu stellen, um die noch lebenden Tiere dort unterbringen zu können.

Die Bilanz des Einsatzes ist eine traurige: In Waldsolms zählten die Polizei und Veterinärmedizinerin rund 500 tote Hühner. Bei weiteren 400 bis 500 Tieren besteht immer noch die Gefahr, dass sie an den Folgen des Horror-Transportes sterben werden.

Die beiden in den Niederlanden lebenden Fahrer des Transporters mussten wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz Sicherheitsleistungen in Höhe von jeweils 1.000 Euro hinterlegen.


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