Radikale Maßnahme

"Ihr Spritfresser ist tödlich": Klimaaktivisten lassen Luft aus SUV-Reifen

Markus Maisel

Online-Redaktion

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31.8.2022, 17:57 Uhr
Zettel wie diesen klebten die Klimaprotestlerinnen- und protestler nach ihren Aktionen an die Windschutzscheiben der SUVs.

© The Tyre Extinguishers/Twitter Zettel wie diesen klebten die Klimaprotestlerinnen- und protestler nach ihren Aktionen an die Windschutzscheiben der SUVs.

Straßen blockieren, sich an Kunstgemälde und Torpfosten in Bundesligastadion kleben - oder das Kanzleramt mit schwarzer Farbe beschmieren. Klimaaktivistinnen- und aktivisten finden mittlerweile immer mehr Wege, um ihren Frust über die ihrer Meinung nach unzureichende Klimapolitik kundzutun.

Neue radikale Bewegung

Mit der Bewegung der "Tyre Extinguishers" (Reifenlöscher) hat sich vor wenigen Monaten in London eine Gruppe gebildet, die deutlich radikaler vorgeht - und das Eigentum von Privatpersonen beschädigt. Nun wurden die Klimaprotestlerinnen- und protestler auch in Deutschland aktiv.

In mehreren Nächten hintereinander haben Mitglieder der Bewegung nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland mehrere SUVs in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn beschädigt.

Wie? Sie ließen die Luft aus den Geländewagen der Anwohnerinnen und Anwohner - und hinterließen ein Bekennerschreiben auf der Windschutzscheibe der Autos: "Achtung – Ihr Spritfresser ist tödlich", steht in großen Lettern auf den Zetteln der Gruppe. "Wir haben bei einem oder mehreren Ihrer Reifen die Luft abgelassen. Sie werden wütend sein, aber nehmen Sie es nicht persönlich. Es liegt nicht an Ihnen, sondern an Ihrem Auto." Auch in den Städten Beuel, Gronau und Limperich sollen die Aktivistinnen und Aktivisten gewesen sein.

"SUVs sind unnötig und reine Eitelkeit"

Nach der Meinung der Gruppe seien SUVs und Geländewagen eine "Katastrophe für das Klima". Die Aktivistinnen und Aktivisten bezeichneten die Modelle als "zweitgrößte Ursache für den weltweiten Anstieg der Kohlen­dioxid­emissionen in den letzten zehn Jahren". Aber nicht nur das Klima ist der Grund, warum die Gruppe den SUV zum Feindbild erklärt: "Bei Zusammen­stößen mit SUVs werden eher Menschen getötet als bei normalen Autos. Psychologische Studien zeigen, dass SUV-Fahrer im Straßenverkehr eher zu Risiken neigen. SUVs sind unnötig und reine Eitelkeit."

Erstmals richtet sich der Protest der Aktivistinnen und Aktivisten nun auch gegen Privatpersonen und deren Eigentum: Wie ist dieses Vorgehen moralisch vertretbar? Die Proteste der Bewegung sollen "im Allgemeinen" nicht auf die Privatpersonen abzielen, antworteten die Verantwortlichen auf schriftliche Anfrage des RND.

"Luxus-Emissionen"

"Es gibt jedoch einen Punkt, an dem der Konsum eines Individuums so massiv ist, so ungeheuerlich, so unnötig, dass sie zur Zielscheibe werden. Wir glauben, die Besitzer von massiv spritfressenden Todes­maschinen fallen in diese Kategorie. SUV sind ‚Luxus-Emissionen‘ – völlig unnötige Emissionen der Reichsten der Welt."

Demnach soll es nicht das langfristige Ziel der Bewegung sein, auf die Problematik von SUVs aufmerksam zu machen - sondern die Autos aus dem Straßenverkehr zu verbannen. Die Aktivistinnen und Aktivisten wollen es "unmöglich machen, einen riesigen umwelt­schädlichen 4 × 4 (Anm. d. Red Bezeichnung für den SUV-typischen Allradantrieb) in den städtischen Gebieten der Welt zu besitzen." Zu den Aktionen komme es nur, weil die Politik bei jenem Thema "versagt" habe.

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