Hinter verschlossenen Türen

Katze kämpft ums Überleben - und ernährt sich wochenlang von totem Herrchen

Georgios Tsakiridis

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29.9.2023, 13:37 Uhr
Sibirische Katze über ihrem Fressnapf. (Symbolbild)

© IMAGO/Silke Heyer Sibirische Katze über ihrem Fressnapf. (Symbolbild)

In jedem Tiger steckt eine Katze, doch steckt in Katzen auch manchmal ein Tiger? Wenn man nach einem Vorfall in Cuxhaven urteilt, dann ja. Denn statt der üblichen Kost aus Rind, Geflügel, Eiern oder Fisch hat eine Hauskatze ihre Ernährung wochenlang auf Menschenfleisch umgestellt - allerdings notgedrungen: Das Tier war zwei Monate mit seinem verstorbenen Herrchen eingesperrt und wäre sonst verhungert, berichten unter anderem die "Cuxhavener Nachrichten".

Offenbar hatte niemand den Tod des Mannes bemerkt, dem Vierbeiner ging das Essen in der Wohnung aus. Was tut ein Tier also, wenn der geliebte Besitzer verstorben ist? In den ersten Tagen würden die Vierbeiner um den toten Körper herumstreunern, doch irgendwann würde sie diesen "nur noch als Nahrung" ansehen, berichtet Birgit Block, Vorsitzende des lokalen Tierheim-Vereins, gegenüber der Zeitung. Aufgrund ihres Überlebensinstinkts habe sich die Katze von dem Körper des Toten ernährt.

Ganz unbekannt ist solch ein Raubtierverhalten bei Katzen nicht. Auf sogenannten Body-Farmen in den USA wurden Wildkatzen dabei beobachtet, wie sie an menschlichen Leichen knabberten. Forscher legen dort menschliche Leichen ab, um deren Verwesung zu studieren und Rückschlüsse auf Todesursache und -zeitpunkt ziehen zu können. Auch Fälle von domestizierten Katzen, die in der Not an ihren verstorbenen Herrchen oder Frauchen knabberten, sind bekannt - beispielsweise im "American Journal of Forensic Medicine and Pathology".

Dem Haustier, das laut Block in einem "erbärmlichen Zustand" im Tierheim angekommen sei, soll es mittlerweile besser gehen. Nach einer Entgiftung, reichlich Pflege und intensiver Betreuung sowie Behandlung durch einen Tierarzt frisst das Tier wieder. Die Katze werde von Tag zu Tag zutraulicher, doch es dauere noch eine Weile, bis sie in ein neues Zuhause vermittelt werden könne. Das Überleben des Tieres ordnet die Expertin sogar als Wunder ein.

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