Stau nach Klebe-Aktion

Krankenwagen steckt wegen Protest der "Letzten Generation" fest: Patient stirbt

Johanna Mielich

Online-Redaktion

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16.5.2023, 07:32 Uhr
Immer wieder müssen Polizisten Klimaaktivisten der letzten Generation während Blockade-Aktionen von Straßen entfernen, wie hier am 14. Februar in Wien. (Archivbild)

© IMAGO/Eibner-Pressefoto/EXPA/Slovencik Immer wieder müssen Polizisten Klimaaktivisten der letzten Generation während Blockade-Aktionen von Straßen entfernen, wie hier am 14. Februar in Wien. (Archivbild)

Nach einer Protest-Aktion in Wien regt sich in dieser Woche erneut Kritik gegen die Klima-Aktivisten der "Letzten Generation". Am Mittwochmorgen hatten mehrere Demonstrierende den Verkehr um den Pratersterns und des Verteilerkreises blockiert, indem sie sich teilweise mit einer Hand an die Fahrbahn klebten.

"Raus aus dem Kreisverkehr", postete die "Letzte Generation Österreich" dazu am Mittwochmorgen auf ihrem Twitter-Account. "Am Praterstern und am Verteilerkreis herrscht Stillstand, weil unsere Regierung sich im Kreis dreht. Wir sind die Letzte Generation, die noch gegensteuern kann." Für zahlreiche Autofahrer herrschte kein Weiterkommen mehr, die Situation eskalierte. Denn: einige Passanten sollen gewalttätig gegenüber den Aktivisten geworden sein und "diese gefährlich bedroht haben", wie die Polizei Wien in einem Pressebericht erklärt. Es werde nun gegen Unbekannt ermittelt.

Krankenwagen steckte im Stau fest

Auch ein Krankenwagen, der gerade auf dem Weg zu einer Reanimation an der Wiener Stadtgrenze war, blieb in dem von den Aktivisten verursachten Stau stecken, wie eine Sprecherin der Landespolizeidirektion Wien auf Nachfrage von nordbayern.de erklärte. Noch bevor der Rettungswagen am Einsatzort eintraf, soll der Patient verstorben sein.

Seitdem zieht sich eine Welle der Empörung durch Österreich. "Es ist genau das passiert, was wir seit Wochen befürchten, ein Mensch hat sein Leben verloren", zitiert die "Wiener Zeitung" etwa die Politikerin Claudia Plakolm von der regierenden ÖVP. Ob der ältere Mann aber tatsächlich gestorben ist, weil der Krankenwagen zu spät kam, müsse jetzt ermittelt werden, erklärte die Polizei.

Laut Angaben der Wieder Berufsrettung sei der Mann noch von Einsatzkräften eines Rettungshubschraubers versorgt worden, welcher noch vor dem Rettungswagen am Unglücksort eingetroffen war. Trotz aller Bemühungen der Mediziner starb der Patient jedoch.

Vier Klima-Aktivisten angezeigt

Wie sich die Situation genau am Mittwoch am Wiener Verteilerkreis abspielte, wirft weiter viele Fragen auf. In einem Pressebericht vom Mittwoch erklärte die Polizei, dass die Demonstrierenden erst "nach Intervention" der Beamten die Fahrbahn freimachten. Am Freitag stellte eine Polizeisprecherin auf Nachfrage klar: "Aufgrund der Distanz (Klimakleber - Staubildung) ist davon auszugehen, dass die Klimakleber das Rettungsfahrzeug, welches von der Grenzackerstraße Richtung Altes Landgut unterwegs war, nicht wahrnehmen konnten." Die Beamten hätten "zentimenterweise die Autos geschlichtet", damit das Einsatzfahrzeug weiterfahren konnte. "Dieser Vorgang dauerte einige Minuten", so die Sprecherin weiter.

Aufgrund des Vorfalls wurden vier Aktivisten angezeigt. Ihnen wird laut der Landespolizeidirektion "Gefährdung der körperlichen Sicherheit" vorgeworfen.

Laut Klima-Aktivisten "kein Anzeichen eines Notfalls"

Gegenüber der "Austria Presse-Agentur" gab der Sprecher der "Letzten Generation" Florian Wagner am Mittwoch zu, dass "ein Fehler passiert ist". "Wir haben heute in der Hektik vor der Aktion nicht in der Leitstelle der Rettung angerufen und über unsere Aktion informiert", so Wagner weiter. Gegenüber unserer Redaktion erklärte Wagner am Samstag: "In Zukunft werden wir immer zwei zuständige Personen vor Ort haben, die kurz vor Beginn des Protests bei der Rettungsleitstelle anrufen."

Am Donnerstag rechtfertigte sich die "Letzte Generation" jedoch bei Twitter. Es habe "kein Anzeichen eines Notfalls" gegeben, ebensowenig habe es eine Aufforderung gegeben, einen Rettungswagen durchzulassen, heißt es in einem Statement. Man bedaure den Todesfall. Allerdings sei der Patient bereits vor Beginn der Blockade für tot erklärt worden, behaupten die Klima-Schützer.

Dieser Artikel wurde am Dienstag gegen 7.30 Uhr aktualisiert.