Leopoldina-Studie: Diese Empfehlungen gibt die Akademie der Wissenschaften

14.4.2020, 10:55 Uhr
Die bekannten Hygienemaßnahmen (regelmäßiges Händewaschen, Abstand zu anderen Personen halten, Niesen/Husten in die Armbeuge, Tragen von Mund-Nasen-Schutz) sollen von der Bevölkerung weiterhin diszipliniert eingehalten werden. So könnten laut den Forschern zunächst der Einzelhandel und das Gastgewerbe wieder öffnen und der allgemeine geschäftliche und behördliche Publikumsverkehr wiederaufgenommen werden. Auch dienstliche sowie private Reisen sollen unter Beachtung der genannten Schutzmaßnahmen getätigt werden können.
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Einhaltung der Hygienemaßnahmen

Die bekannten Hygienemaßnahmen (regelmäßiges Händewaschen, Abstand zu anderen Personen halten, Niesen/Husten in die Armbeuge, Tragen von Mund-Nasen-Schutz) sollen von der Bevölkerung weiterhin diszipliniert eingehalten werden. So könnten laut den Forschern zunächst der Einzelhandel und das Gastgewerbe wieder öffnen und der allgemeine geschäftliche und behördliche Publikumsverkehr wiederaufgenommen werden. Auch dienstliche sowie private Reisen sollen unter Beachtung der genannten Schutzmaßnahmen getätigt werden können.

In der am Montag veröffentlichten Stellungnahme sprechen sich die Wissenschaftler außerdem für eine Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Personenverkehr aus. Durch die Einhaltung der Hygieneregeln können die Infektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisiert werden.
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Mund-Nasen-Schutz als Pflicht

In der am Montag veröffentlichten Stellungnahme sprechen sich die Wissenschaftler außerdem für eine Tragepflicht von Mund-Nasen-Schutz in bestimmten Bereichen wie dem öffentlichen Personenverkehr aus. Durch die Einhaltung der Hygieneregeln können die Infektionen auf einem niedrigen Niveau stabilisiert werden. © Sven Hoppe, dpa

Auch kulturelle und sportliche Veranstaltungen könnten in naher Zukunft "in Abhängigkeit von der möglichen räumlichen Distanz und den Kontaktintensitäten der Beteiligten" wieder ermöglicht werden. Dazu sei ein kontinuierliches Monitoring der Infektionszahlen notwendig. Für das Ermöglichen solcher Veranstaltungen müssten zunächst "notwendige klinische Reservekapazitäten aufgebaut" und auch andere Patienten wieder regulär aufgenommen werden können.
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Kulturelle und sportliche Veranstaltungen ermöglichen

Auch kulturelle und sportliche Veranstaltungen könnten in naher Zukunft "in Abhängigkeit von der möglichen räumlichen Distanz und den Kontaktintensitäten der Beteiligten" wieder ermöglicht werden. Dazu sei ein kontinuierliches Monitoring der Infektionszahlen notwendig. Für das Ermöglichen solcher Veranstaltungen müssten zunächst "notwendige klinische Reservekapazitäten aufgebaut" und auch andere Patienten wieder regulär aufgenommen werden können. © Uwe Anspach

Die Coronakrise hat zu einem massiven Rückgang der Betreuungs-, Lehr- und Lernleistungen sowie zur Verschärfung sozialer Ungleichheit geführt. Grundschulen und die Sekundarstufe I sollen unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich schrittweise wieder öffnen. Zur Sekundarstufe 1 gehören etwa Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen bis zur Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließlich der Klassen 9 beziehungsweise 10. Mit höherem Alter könnten die Möglichkeiten des Fernunterrichts besser genutzt werden. "Deshalb ist zu empfehlen, dass eine Rückkehr zum gewohnten Unterricht in höheren Stufen des Bildungssystems später erfolgen sollte", so die Forscher. Der Betrieb von Kitas sollte "nur sehr eingeschränkt wiederaufgenommen werden", schreiben sie.
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Schrittweise zurück zum Unterricht

Die Coronakrise hat zu einem massiven Rückgang der Betreuungs-, Lehr- und Lernleistungen sowie zur Verschärfung sozialer Ungleichheit geführt. Grundschulen und die Sekundarstufe I sollen unter bestimmten Voraussetzungen so bald wie möglich schrittweise wieder öffnen. Zur Sekundarstufe 1 gehören etwa Hauptschulen, Realschulen, Gesamtschulen bis zur Klasse 10 sowie Gymnasien bis einschließlich der Klassen 9 beziehungsweise 10. Mit höherem Alter könnten die Möglichkeiten des Fernunterrichts besser genutzt werden. "Deshalb ist zu empfehlen, dass eine Rückkehr zum gewohnten Unterricht in höheren Stufen des Bildungssystems später erfolgen sollte", so die Forscher. Der Betrieb von Kitas sollte "nur sehr eingeschränkt wiederaufgenommen werden", schreiben sie. © picture alliance / dpa

Deshalb ist zu empfehlen, dass eine Rückkehr zum gewohnten Unterricht in höheren Stufen des Bildungssystems später erfolgen sollte. Unterschiedliche Übergangsformen und Verknüpfungen zwischen Präsenzphasen und Unterricht auf Distanz mithilfe digitaler Medien sind denkbar. Wenn eben möglich, sollten Prüfungen durchgeführt werden.
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Ausbau der Digitalisierung im Bildungsbereich

Deshalb ist zu empfehlen, dass eine Rückkehr zum gewohnten Unterricht in höheren Stufen des Bildungssystems später erfolgen sollte. Unterschiedliche Übergangsformen und Verknüpfungen zwischen Präsenzphasen und Unterricht auf Distanz mithilfe digitaler Medien sind denkbar. Wenn eben möglich, sollten Prüfungen durchgeführt werden. © Stefan Puchner

Die Experten der Leopoldina rechnen mit massiven psychischen und sozialen Auswirkungen aufgrund der Coronakrise. Häusliche Gewalt, soziale Isolation, alleinerziehende Elternteile, Menschen mit Depression, Probleme wie Angst und Unsicherheit - sowohl Individuen als auch Gruppen und Gesellschaften in ihrer Gesamtheit können betroffen sein. Von zunehmender Bedeutung seien derzeit Hotlines und Beratungsdienste für Betroffene.  Die im Nachbarland Frankreich getroffenen Maßnahmen, wie Anlaufstellen für häusliche Gewalt und andere familiäre Notsituationen in Supermärkten und Apotheken, sollten nach Möglichkeit auch in Deutschland erwogen werden. Zu der besonderen Risikogruppe gehören laut den Experten Alleinerziehende, Migrantinnen und Migranten ohne Sprachkenntnisse, alleinlebende Ältere, psychisch Erkrankte, Pflegefälle und Arbeitslose.
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Hilfsangebote ausweiten

Die Experten der Leopoldina rechnen mit massiven psychischen und sozialen Auswirkungen aufgrund der Coronakrise. Häusliche Gewalt, soziale Isolation, alleinerziehende Elternteile, Menschen mit Depression, Probleme wie Angst und Unsicherheit - sowohl Individuen als auch Gruppen und Gesellschaften in ihrer Gesamtheit können betroffen sein. Von zunehmender Bedeutung seien derzeit Hotlines und Beratungsdienste für Betroffene. Die im Nachbarland Frankreich getroffenen Maßnahmen, wie Anlaufstellen für häusliche Gewalt und andere familiäre Notsituationen in Supermärkten und Apotheken, sollten nach Möglichkeit auch in Deutschland erwogen werden. Zu der besonderen Risikogruppe gehören laut den Experten Alleinerziehende, Migrantinnen und Migranten ohne Sprachkenntnisse, alleinlebende Ältere, psychisch Erkrankte, Pflegefälle und Arbeitslose. © Christin Klose

Derzeit zeige sich in der Bevölkerung immer noch eine hohe Akzeptanz der von der Politik beschlossenen Maßnahmen wie den Ausgangsbeschränkungen. Auch weiterhin sei es im Zusammenhang mit der Pandemie wichtig, politische Maßnahmen eindeutig zu formulieren sowie gut zu begründen. Neben dem Eigeninteresse appelliert die Leopoldina auch an die Fürsorge und Verantwortung anderen gegenüber: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich die Kommunikation insbesondere auch an die vulnerablen Bevölkerungsgruppen (beispielsweise ältere Alleinlebende, Flüchtlinge, Migranten ohne deutsche Sprachkenntnisse, Obdachlose) richtet, und deren besondere Kommunikationsbedürfnisse berücksichtigt", schreiben sie in ihrer Stellungnahme.
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Fürsorge und Verantwortung anderen gegenüber

Derzeit zeige sich in der Bevölkerung immer noch eine hohe Akzeptanz der von der Politik beschlossenen Maßnahmen wie den Ausgangsbeschränkungen. Auch weiterhin sei es im Zusammenhang mit der Pandemie wichtig, politische Maßnahmen eindeutig zu formulieren sowie gut zu begründen. Neben dem Eigeninteresse appelliert die Leopoldina auch an die Fürsorge und Verantwortung anderen gegenüber: "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich die Kommunikation insbesondere auch an die vulnerablen Bevölkerungsgruppen (beispielsweise ältere Alleinlebende, Flüchtlinge, Migranten ohne deutsche Sprachkenntnisse, Obdachlose) richtet, und deren besondere Kommunikationsbedürfnisse berücksichtigt", schreiben sie in ihrer Stellungnahme. © picture alliance / Sina Schuldt/dpa

Globale Herausforderungen wie der Klima- und Artenschutz verschwinden mit der Coronapandemie nicht. Die Wissenschaftler fordern, dass sich politische Maßnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene an den Prinzipen von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, Zukunftsverträglichkeit und Resilienzgewinnung orientieren sollten. Bereits vor der Coronakrise beschlossenen Maßnahmen, die auf "einer breiten wissenschaftlichen Evidenz und einem politisch-gesellschaftlichen Konsens beruhten" dürften nicht abgeschwächt werden, sondern müssen weiterhin mit einer hohen Priorität umgesetzt, wenn nicht sogar verstärkt werden. Wirtschaftliche Konjunkturprogramme sollten zukünftig grundsätzlich mit den Zielen des europäischen "Green Deals" vereinbar sein.
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Weichen stellen für mehr Nachhaltigkeit

Globale Herausforderungen wie der Klima- und Artenschutz verschwinden mit der Coronapandemie nicht. Die Wissenschaftler fordern, dass sich politische Maßnahmen auf nationaler wie internationaler Ebene an den Prinzipen von ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit, Zukunftsverträglichkeit und Resilienzgewinnung orientieren sollten. Bereits vor der Coronakrise beschlossenen Maßnahmen, die auf "einer breiten wissenschaftlichen Evidenz und einem politisch-gesellschaftlichen Konsens beruhten" dürften nicht abgeschwächt werden, sondern müssen weiterhin mit einer hohen Priorität umgesetzt, wenn nicht sogar verstärkt werden. Wirtschaftliche Konjunkturprogramme sollten zukünftig grundsätzlich mit den Zielen des europäischen "Green Deals" vereinbar sein. © Frank Rumpenhorst, NN

Laut der Leopoldina erfordere die Krise im höchsten Maße ein europäisch-solidarisches Handeln. Die Forscher schreiben dazu: "Eine gemeinschaftliche Krisenbekämpfung umfasst beispielsweise die Gewährleistung der Liquidität durch die Europäische Zentralbank (EZB), finanzielle Unterstützung aus dem EU-Haushalt und Programme der Europäischen Investitionsbank (EIB) sowie eine Kreditlinie mit auf die Pandemiefolgen fokussierter Konditionalität durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)". Für Deutschland, als ein führendes Exportland, sei ein starkes und geeintes Europa unverzichtbar.
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Europäisch-solidarisches Handeln

Laut der Leopoldina erfordere die Krise im höchsten Maße ein europäisch-solidarisches Handeln. Die Forscher schreiben dazu: "Eine gemeinschaftliche Krisenbekämpfung umfasst beispielsweise die Gewährleistung der Liquidität durch die Europäische Zentralbank (EZB), finanzielle Unterstützung aus dem EU-Haushalt und Programme der Europäischen Investitionsbank (EIB) sowie eine Kreditlinie mit auf die Pandemiefolgen fokussierter Konditionalität durch den Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM)". Für Deutschland, als ein führendes Exportland, sei ein starkes und geeintes Europa unverzichtbar. © imageBROKER/Moritz Wolf via www.imago-images.de

"Während der derzeit geltenden gesundheitspolitischen Maßnahmen muss kurzfristig die Wirtschafts- und Finanzpolitik vor allem Hilfen zur Überbrückung der schwierigen Situation bereitstellen. Dazu gehören Kurzarbeit, Liquiditätshilfen, Steuerstundungen und Zuschüsse, um Insolvenzen zu reduzieren." Staatliche Beteiligung zur Stabilisierung von Unternehmen solle dagegen nur im äußerten Notfall eingesetzt werden. Laut den Experten werden mit dem Auslaufen der jetzigen gesundheitspolitischen Maßnahmen mittelfristig weitere expansive fiskalpolitische Impulse notwendig sein.
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Keine staatliche Beteiligung an Unternehmen

"Während der derzeit geltenden gesundheitspolitischen Maßnahmen muss kurzfristig die Wirtschafts- und Finanzpolitik vor allem Hilfen zur Überbrückung der schwierigen Situation bereitstellen. Dazu gehören Kurzarbeit, Liquiditätshilfen, Steuerstundungen und Zuschüsse, um Insolvenzen zu reduzieren." Staatliche Beteiligung zur Stabilisierung von Unternehmen solle dagegen nur im äußerten Notfall eingesetzt werden. Laut den Experten werden mit dem Auslaufen der jetzigen gesundheitspolitischen Maßnahmen mittelfristig weitere expansive fiskalpolitische Impulse notwendig sein. © Lian Zhen, dpa

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