Er wurde gefeuert

Lkw-Fahrer fährt Aktivisten der "Letzten Generation" an - und bekommt Spenden und Job-Angebote

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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27.11.2023, 17:29 Uhr
Mit Sitzblockaden im Straßenverkehr versuchen Teilnehmer der "Letzten Generation" auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen (Symbolbild).

© IMAGO/Wolfgang Maria Weber Mit Sitzblockaden im Straßenverkehr versuchen Teilnehmer der "Letzten Generation" auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen (Symbolbild).

Der 41-Jährige, der am 12. Juli in Stralsund einen Aktivisten der letzten Generation angefahren hat, freut sich über Solidarität, die er aus Teilen der Bevölkerung und Politik erfährt. Wie "HNA" berichtet, böten ihm Speditionen aus dem ganzen Land einen Job an. Außerdem sprächen ihm Kollegen, Lokalpolitiker und Mediziner Mut zu. Nach Information des "Merkur" wurden für den Lkw-Fahrer bereits Spenden im fünfstelligen Bereich gesammelt. Gegenüber der "Bild" bedankte sich der 41-Jährige bei seinen Unterstützern - "sie machen mir Mut".

Doch was war passiert? Ein Video, das unter anderem von der Mittelstands-Union Mittelfranken auf der Plattform "X" geteilt wurde, zeigt den Vorfall: Der Lkw-Fahrer fuhr auf eine dreiköpfige Straßenblockade der "Letzten Generation" zu. Er stieg aus seinem Fahrzeug aus, zog einen der Demonstranten von der Straße und drohte einer anderen Protestteilnehmerin Schläge an. Während der Fahrer wieder zurück in sein Führerhaus stieg, setzte sich der Demonstrant zurück auf die Straße. Der Lkw fuhr danach wieder an und schob den Aktivisten rund zwei Meter über die Straße.

Fahrer will Urteil anfechten - Zweifel an dessen Darstellung des Unfalls

Nun äußerte sich der Fahrer der "Bild" gegenüber erstmals zu den Geschehnissen vor vier Monaten: Er habe unter immensem Zeitdruck gestanden, da er medizinisch benötigtes Industriegas transportierte. Er habe nicht bemerkt, dass sich der Demonstrant, den er anfuhr, wieder auf die Straße begeben hatte. An dieser Darstellung äußern Unfall-Experten allerdings Zweifel: Da der Lkw über Front- und Rampenspiegel verfügt, mit deren Hilfe Lkw-Fahrer direkt vor das Führerhaus und neben die Fahrzeugtür blicken können, hätte der 41-Jährige den Aktivisten sehen müssen.

Nach Information der "Bild" entließ der Industriegas-Hersteller "Air Liquide" den Fahrer. Außerdem wurde ihm der Führerschein für ein Jahr entzogen, darüber hinaus wurde er zu einer Geldstrafe über mehrere Tausend Euro verurteilt. Die Staatsanwaltschaft Stralsund warf dem Mann laut "HNA" versuchte Körperverletzung, Nötigung und vorsätzlichen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vor. Nun will der 41-Jährige zusammen mit seinem Anwalt vor Gericht gegen das Urteil vorgehen.

Die Aktivisten der "Letzten Generation" haben während ihrer Proteste immer wieder Gewalt durch Verkehrsteilnehmer oder Passanten erfahren. Nach Information der "Tagesschau" liefen im Juli 142 Ermittlungsverfahren wegen Angriffen auf Mitglieder der "Letzten Generation" - die meisten davon wegen Körperverletzung.