Offener Brief an Ministerin
"Massenkinderhaltung" und Kollaps der Kitas: Bayerns Erzieherinnen sind sauer
14.05.2023, 20:40 Uhr
Die Stimmung in bayerischen Kindertagesstätten ist angespannt. Es fehlt Personal, immer mehr Plätze müssen geschaffen werden, die Betreuungszeiten werden länger und die Bildung der Kinder fällt am Ende des Tages oft hinten runter. In einem Interview hat die "Mainpost" die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf kürzlich gefragt, ob sie die Kita-Situation in einer Krise sehe. Soweit wollte die Ministerin allerdings nicht gehen und zog damit den Unmut einiger Pädagoginnen auf sich.
Drei Mütter, Erzieherinnen und Einrichtungsleiterinnen, die im Verband Kita-Fachkräfte Bayern aktiv sind, schrieben auf das Interview hin einen offenen Brief an die Sozialministerin. Für sie in ihren Einrichtungen und bei ihrer alltäglichen Arbeit fühle es sich "sehr wohl nach einer Krise beziehungsweise einem sauberen Kollaps mit Ansage" an, wie sie in dem Brief schreiben.
Fokus solle auf dem Wohl des Kindes liegen
Sie würden außerdem an der Kompetenz von Scharf zweifeln, wenn diese ihre Aussagen gegenüber der "Mainpost" tatsächlich ernst meinen sollte. Dabei beziehen sie sich auch auf die Aussage, dass die Sozialministerin mehr Kitaplätze schaffen will, um die Eltern zu entlasten. Im Brief an Scharf heißt es: "Wir haben den Eindruck es läuft auf Massenkinderhaltung hinaus (...) Es ist uns unerklärlich, wie man einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz einführen kann, wenn man genau weiß, dass es kein Fachpersonal in ausreichender Menge geben wird!?"
Scharf erklärt im Interview, dass mehr Menschen für den Beruf begeistert werden müssen, um den Personalmangel aufzuhalten. Doch das ist den drei Erzieherinnen nicht genug. Laut ihnen leide die Ausbildung seit Jahren an zu wenig Praxis.
Sie fordern vor allem mehr Wertschätzung und angemessene Bezahlung für ihren alltäglichen Job und einen stärkeren Fokus auf das Wohl der Kinder: "Gesellschaft, Politik und Arbeitswelt müssen sich an den wirklichen Bedürfnissen der Kinder orientieren und nicht umgekehrt", schreiben sie am Ende des Briefes. Reagiert hat die bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf bislang nicht darauf.
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