Plakat führt wohl zur Anzeige

"Menschenverachtend" und "widerlich" : Bordell sucht "Mädchentester" - und sorgt für heftige Kritik

mng

Online-Redaktion

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4.9.2023, 11:42 Uhr
Über Facebook sucht der Maxmius Nightclub sogenannte "Mädchentester". In Graz platzierte das Bordell einen Ausdruck der Anzeige als Plakat an ihre Hauswand.

© Facebook: Maxmius Nightclub Über Facebook sucht der Maxmius Nightclub sogenannte "Mädchentester". In Graz platzierte das Bordell einen Ausdruck der Anzeige als Plakat an ihre Hauswand.

Im Großformat sucht ein Bordell in Graz nach sogenannten "Mädchentester". Völlig ungeniert hängt die Stellenanzeige des selbsternannten Nachtclubs "Maximus" in Form eines Plakates an einer Mauer und das direkt an einer der Grazer Hauptverkehrsrouten. Vielerlei Faktoren sorgen nun für scharfe Kritik.

"Abgesehen davon, dass dieser Text zutiefst menschenverachtend und ungustiös ist, muss man wissen, dass in der Steiermark Werbung für Bordelle per se verboten ist", erklärt Heide Bekhit, Referentin für Frauen und Gleichstellung, im Gespräch mit dem Magazin "MeinBezirk.at". Die Referentin geht davon aus, dass eine Anzeige erstattet wird und ist erstaunt darüber, "wie sexistisch man sich heutzutage noch traut öffentlich zu plakatieren."

Das Plakat sei jedoch in vielerlei Hinsicht problematisch. Neben der Platzierung gibt auch die Wortwahl zu denken. "Auch in der Pornografie wird oft die Bezeichnung 'Mädchen' verwendet, weil das etwas Verniedlichendes und Erniedrigendes hat. Dann schreibt man dazu, dass alle Beteiligten älter als 18 Jahre alt sind und alles ist scheinbar wieder gut". Dies ist folglich jedoch eine Anspielung auf Pädophilie, so die Mitarbeiterin gegenüber dem örtlichen Magazin.

"Mädchentester" gesucht: Betreiber verteidigt seine Anzeige

In einem Interview äußerte sich Nachtclub-Betreiber Rene Wollinger gegenüber dem Magazin wie folgt: "Es ist mir vollkommen klar, dass das Wort 'Mädchentester' im ersten Moment darauf deutet, dass wir auf der Suche nach Männern sind, die Damen unseres Etablissements auf Qualifikationen ihrer Branche testen". Wollinger betont jedoch, dass dies nicht der Fall sei und der moralischen, wie auch wirtschaftlichen Firmenphilosophie seines Etablissements widerspreche. Mit der Aktion wolle der Betreiber nur Aufmerksamkeit erregen.

Mit dem Aufruf suche man eher nach einer Person, die Bewerberinnen für den Nachtclub "psychisch auf diesen schwierigen - wahrscheinlich 'den' härtesten Job der Welt vorbereitet". Zur Jobbeschreibung soll demnach gehören, dass man mit den potenziellen Arbeitnehmerinnen vorab Gespräche und intensive Vorbereitungen führt sowie auch den Berufsalltag veranschaulicht, damit man ihnen ein passendes Team findet. "Finanzielle Engpässe, Perspektivlosigkeit oder Flucht aus einem fremden Land sollen kein Grund sein, den Weg in die Prostitution einzuschlagen".

Der Betreiber erklärt weiterhin, dass das in der Branche nicht der Normalfall sei. Er kritisiert, dass Frauen oft mit falschen Vorstellungen "ins kalte Wasser geschmissen" werden. Dadurch können fortlaufend auch psychische Leiden entstehen. Er wolle aus diesem Grund, dass Frauen, mit entsprechend wenig Berufserfahrung, nicht ausgenutzt werden.

Sachverhalt wird geprüft: Rechtliche Schritte möglich

Die Kritik an dem Plakat versteht Wollinger jedoch. Künftig wolle der Besitzer das Plakat umgestalten und den Begriff "Mädchen" zu "Ladies" ändern, erklärte er auf Anfrage von "Antenne Steiermark". Grundsätzlich soll die Kampagne aber bestehen bleiben. Auch auf Facebook veröffentlichte der selbsternannte "Nachtclub" die besagte Anzeige. Dort blieb der Post trotz Kritik bislang unverändert online:

Der Frauenrat der Stadt Graz prüft inzwischen den Sachverhalt im Hinblick auf das Prostitutionsgesetz und das damit verbundene Werbeverbot, erklärt Geschäftsführerin Anna Majcan im Gespräch mit "MeinBezirk.at". Wegen der Prägnanz des Falles warte man auf eine rechtliche Einschätzung, ob und welche weiteren Schritte möglich sind.

Auch die österreichische Frauenministerin Susanne Raab äußerte sich indessen zu dem Plakat. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) schreibt sie, dass die Werbung "widerlich, frauenfeindlich" und "menschenverachtend ist. "Mädchen und Frauen als Waren darzustellen, ist gewaltverherrlichend und gefährlich!". Die Ministerin hat aus diesem Grund ihr Ministerium ersucht, um gemeinsam mit der örtlichen Polizei rechtliche Schritte gegen den Betreiber zu überprüfen.

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