Krebserregender Stoff

Mineralöl im Nutella? Foodwatch warnt vor belasteten Lebensmitteln

9.12.2021, 18:00 Uhr
In einer Charge Nutella wurden bei Labortests Rückstände von aromatischen Mineralölen entdeckt.

© Marcus Brandt/dpa In einer Charge Nutella wurden bei Labortests Rückstände von aromatischen Mineralölen entdeckt.

Insgesamt 152 Lebensmittel aus Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich und den Niederlanden hat Foodwatch untersuchen lassen und dabei festgestellt: Jedes achte Produkt ist mit den sogenannten aromatischen Mineralölen (MOAH) kontaminiert. In Deutschland sind Nutella und Nusspli mit ihren Cremes betroffen, ebenso wie die Brühwürfel und Bratensoße von Knorr.

Dabei handelt es sich keinesfalls um ein harmloses Nebenprodukt. Der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA zufolge sind die aromatischen Mineralöle potenziell krebserregend und erbgutschädigend. Daher sollten diese auch nicht in kleinsten Mengen in Lebensmitteln enthalten sein. Tatsächlich ist es aber bereits das dritte Mal, dass Foodwatch bei Tests nachgewiesen hat, dass im Supermarkt erhältliche Produkte verunreinigt sind.

Als Nachweisgrenze gilt dabei in den allermeisten Produkten ein Wert von 0,5 mg pro Kilogramm. Die Kontaminationswerte reichen von 0,63 mg/kg (in Bio-Nuss-Nougat-Aufstrich aus Belgien) bis zu enormen 82 mg/kg (in Knorr Bratensaft Basis aus Deutschland). Knorr-Bouillonwürfel des Herstellers Unilever wurden in mehreren Chargen in den fünf Ländern als stark mit MOAH kontaminiert identifiziert. Bei Nutella war eine Charge aus Deutschland mit 2,3 mg/kg MOAH verunreinigt, in den anderen Chargen war MOAH nicht nachweisbar.

Aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe sind Überbleibsel aus Erdöl. Neben Maschinen bei Ernte und Verarbeitung kann auch die Verpackung der Grund für die Verunreinigung von Lebensmitteln sein. So enthalten zum Beispiel Verpackungen aus Altpapier oft Mineralöle aus Druckfarben, die auf Lebensmittel übergehen können.

Die Lebensmittelindustrie hat sich in Deutschland gegenüber den Aufsichtsbehörden bereits selbst verpflichtet, verschiedene Produkttypen ohne Rückstände zu liefern. Einen EU-weit gültigen Grenzwert gibt es aber nicht. "Der eigentliche Skandal ist: Obwohl das Problem gefährlicher Mineralölverunreinigungen seit Jahren bekannt und vollständig lösbar ist, gibt es noch immer keinen Grenzwert, der Verbraucher schützt – das ist ein echtes Politikversagen", kritisiert Saskia Reinbeck von Foodwatch.

Die Organisation hat nun eine Forderung an den neu vereidigten Bundesminister für Ernährung Cem Özdemir gerichtet, sich für eine "Nulltoleranz"-Politik einzusetzen. Das EU-Lebensmittelrecht schreibe klar vor: "Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden."

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