Illegales Rennen?

Mit 417 km/h über deutsche Autobahn: Verfahren gegen Millionär eingestellt

Matthias Oberth

Ressortleiter Nordbayern.de

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22.04.2022, 15:35 Uhr
Ein tschechischer Milliardär raste im Sommer 2021 mit 417 km/h über eine deutsche Autobahn.

© Youtube Ein tschechischer Milliardär raste im Sommer 2021 mit 417 km/h über eine deutsche Autobahn.

Das Video, in dem zu sehen ist, wie der tschechische Geschäftsmann und Milliardär Radim Passer mit einer Spitzengeschwindigkeit von 417 km/h über eine deutsche Autobahn rast, ist auf YouTube inzwischen fast elf Millionen Mal angesehen worden.

Der augenscheinlich abgefilmte Tacho zeigt dabei die Geschwindigkeit an. Dieses und weitere Videos sollen bereits im Juli 2021 entstanden sein. Radim Passer hatte das Video Anfang 2022 ins Netz gestellt. Neben vielen begeisterten Kommentaren, gab es auch reichlich Stimmen, die eine Bestrafung für die Hochgeschwindigkeitsfahrt forderten.

Befragung nicht nötig

Für eine Anklageerhebung gebe es keinen ausreichenden Tatverdacht, sagte nun ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stendal in Sachsen-Anhalt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es habe umfassende Prüfungen des Vorfalls gegeben, eine Befragung des Beschuldigten sei nicht nötig gewesen.

Dem Raser war ein verbotenes Rennen im Sinne einer Einzelfahrt vorgeworfen worden. Nach dem Strafgesetzbuch ist auch ein sogenanntes Alleinrennen strafbar, wenn sich der Fahrer "mit nicht angepasster Geschwindigkeit und grob verkehrswidrig und rücksichtslos fortbewegt, um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen". Alle drei Tatbestandsvoraussetzungen liegen aus Sicht der Staatsanwaltschaft nicht vor, wie der Sprecher sagte.

Keine unsichere Fahrweise

In dem Autobahnabschnitt gilt keine Geschwindigkeitsbegrenzung. Laut der Straßenverkehrsordnung dürfe man aber nur so schnell fahren, wie es die Sicht- und Wetterverhältnisse und die persönlichen Fähigkeiten von Fahrzeug und Fahrzeugführer zuließen, sagte der Sprecher. In dem Video seien aufgrund der gewählten Strecke, der frühen Uhrzeit und Jahreszeit sehr gute Verkehrsverhältnisse erkennbar. Es gebe zudem keinerlei Hinweise auf eine unsichere Fahrweise.

Außerdem sei das Auto, ein Bugatti Chiron, für Fahrten mit solch hohen Geschwindigkeiten ausgelegt. Bei der Aktion ist aus Sicht der Staatsanwaltschaft niemand gefährdet worden. Dem Fahrer könne man nicht vorwerfen, er sei rücksichtlos gewesen, da er optimale Uhrzeit, Wetter- und Straßenverhältnisse gewählt habe, erklärte der Sprecher.

Mit 1500 PS und 8,0 Liter Hubraum gilt der Bugatti Chiron als eines der schnellsten Autos, das für den normalen Straßenverkehr zugelassen ist. Der Besitz ist allerdings ein sehr exklusives und teures Hobby: Laut Firmenangaben werden jährlich nur 60 bis 70 Exemplare produziert. Der Preis pro Fahrzeug liegt zwischen 2,5 bis über drei Millionen Euro - ohne Mehrwertsteuer.