Wirbel bei Paralympics

Nach Häme über Para-Athleten: Luke Mockridge verliert weitere Auftritte und Engagements

Andrea Munkert

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Stefan Zeitler

Online-Redaktion

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9.9.2024, 18:33 Uhr
Nach seiner Häme über Para-Athleten strahlt Sat.1 die geplante TV-Show von Luke Mockridge nicht aus. Das war am Sonntag bekannt geworden, nun folgen weitere Absagen.

© Rolf Vennenbernd/dpa Nach seiner Häme über Para-Athleten strahlt Sat.1 die geplante TV-Show von Luke Mockridge nicht aus. Das war am Sonntag bekannt geworden, nun folgen weitere Absagen.

Seine Podcast-Häme über Para-Sportler kostet den Comedian Luke Mockridge eine geplante TV-Show bei Sat.1. Die spöttischen Aussagen des Komikers hatten kurz vor Abschluss der Paralympics in Paris für Wirbel gesorgt, der private Fernsehsender verzichtete daraufhin auf den für 12. September geplanten Start des neuen TV-Formats "Was ist in der Box?" mit dem schon länger umstrittenen 35-Jährigen.

Auch der Versuch einer Entschuldigung half Mockridge nichts mehr. "Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele", beteuerte der Komiker bei Instagram.

Inzwischen ist auch bekannt, dass ebenso ein "Nightwash"-Auftritt des Comedians gestrichen worden ist. Eigentlich hätte Mockridge dort am Sonntagabend in Paderborn auftreten sollen, das berichtet unter anderem das "Westfalenblatt". Das bestätigte der Geschäftsführer der Schlosspark- und Lippesee-Gesellschaft, Christian Stork, auf Anfrage des Blatts. Der Auftritt sollte im Rahmen einer Tour auf Schloss Neuhaus stattfinden.

Wie der "Spiegel" auf seiner Webseite berichtet, soll nun auch das Sponsoring für den Podcast "Die Deutschen" wegbrechen. Darin brachten Luke Mockridge und die Gastgeber ihre Sprüche über Menschen mit Behinderung. Nun zieht der Werbepartner Konsequenzen. Die Sprachlern-App Babbel hat auf Nachfrage des "Spiegels" mitgeteilt, das Sponsoring des Podcasts zu beenden. "Wir distanzieren uns klar von den behindertenfeindlichen Aussagen in der besagten Folge, da sie unseren Werten widersprechen", teilte eine Unternehmenssprecherin dem Nachrichtenmagazin mit. Auch Kollegen aus dem Showbusiness, darunter Schlagersänger Gildo Horn, haben sich öffentlich über die Aussagen empört.

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Sat.1-Sprecher Christoph Körfer sagte am Sonntag, Mockridge habe sich zwar "öffentlich glaubhaft für seine unangebrachten Worte entschuldigt". Der Sender wünsche aber, dass der Comedian einen Weg finde, "seiner Entschuldigung Taten folgen zu lassen und das Thema im Sinne aller Menschen mit Behinderung und im Sinne aller Para-Sportlerinnen und Sportler, die uns aus Paris mit ihren Leistungen beeindruckt und verzaubert haben, weiter aufzuarbeiten".

Olympiasiegerin Vogel: Aussagen unfassbar und menschenverachtend

Die Aussagen von Mockridge würden nicht den Werten des Senders entsprechen, sagte Körfer. Die spöttischen Sätze entstammen dem Podcast "Die Deutschen", der bereits im August ausgestrahlt worden war, aber erst kurz vor der Schlussfeier der Paralympics größere Aufmerksamkeit bekam. "Es gibt Menschen ohne Beine und Arme, die wirft man in ein Becken - und wer als Letzter ertrinkt, der hat halt gewonnen", hatte Mockridge unter anderem gesagt.

Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel hatte bei Instagram einen Ausschnitt aus dem Podcast gepostet und bezeichnete die Worte von Mockridge als unfassbar und menschenverachtend.

Kugelstoß-Weltmeister und Paris-Silbermedaillengewinner Niko Kappel sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen."

Mockridge: Behinderte haben schwarzen Humor

Bei der ausgelassenen Medaillenparty im Deutschen Haus am Vorabend der Paralympics-Schlussfeier drehten sich die Gespräche zwar nur am Rande um Mockridge. Doch in der Heimat nahm die Debatte um den Comedian und seine TV-Zukunft immer mehr an Fahrt auf. Bei seiner neuen Show "Was ist in der Box?" sollten andere Comedians den geheimnisvollen Inhalt einer mysteriösen Box erraten. Bis Ende Oktober wollte Sat.1 zunächst acht Folgen ausstrahlen.

Mockridge bemühte sich, die Diskussionen um seine TV-Zukunft mit einem reumütigen Statement einzufangen. "Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid", schrieb er: "Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier."

Verband empfiehlt Mockridge: Para-Sport anschauen

Vor der Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) mit einer Einladung an Mockridge reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind."

Der Comedian versicherte, die Einladung "sehr gerne" annehmen zu wollen. Er freue sich "auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen. Comedy und Sport sollen Spaß machen – immer! Heute hat das nicht geklappt, und das geht auf meinen Deckel", hieß es in seinem Statement abschließend.

Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor Mockridges Stellungnahme von einer "Entgleisung sondergleichen gesprochen. Das kann weder als Comedy noch als bloße Dummheit abgetan werden", sagte Özcan Mutlu. "Solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung." Mockridge solle sich zutiefst schämen.

Ärger im Fernsehgarten

Schon in der Vergangenheit hatte Mockridge für Wirbel gesorgt, unter anderem mit einem irritierenden Auftritt im "ZDF-Fernsehgarten". "Die Witze allerdings, die Luke Mockridge heute von sich gegeben hat, trafen weder unseren Humor, noch den des Publikums. Mehr gibt es leider nicht zu sagen, der Auftritt spricht für sich selbst", hatte das ZDF damals mitgeteilt.

Der Komiker Mockridge hatte einst zu den Sender-Gesichtern von Sat.1 gezählt. Im August 2021 hatte er eine Auszeit angekündigt und war seither im Fernsehen kaum mehr in Erscheinung getreten. Der geplante Neustart bei Sat.1 fällt nun zumindest vorerst aus.

Nach großer Kritik an seinen Aussagen ruderte er zurück und entschuldigte sich bei den Sportlern. "Selbstverständlich war es nie meine Absicht, Menschen mit Behinderung ins Lächerliche zu ziehen – besonders während dieser großartigen Paralympischen Spiele", schrieb Mockridge bei Instagram.

"Aus meiner eigenen Erfahrung bei der Arbeit mit behinderten Menschen habe ich immer einen scharfen, schwarzen Humor erlebt, den ich gefeiert habe. Dass es mir nicht gelungen ist, das richtig zu vermitteln, und dass ich Menschen verletzt habe, tut mir wirklich leid", schrieb er: "Es fuckt mich auch ab, dass Medien zum Ende dieser Paralympischen Spiele mehr über mich sprechen und nicht über das Turnier."

Scharfe Kritik von Silbermedaillengewinner Niko Kappel

Die Empörung ist groß: Die nach einem Trainingsunfall im Rollstuhl sitzende zweimalige Bahnrad-Olympiasiegerin Kristina Vogel kommentierte in den sozialen Netzwerken die Aussagen und bezeichnete sie als "unfassbar". Kugelstoß-Weltmeister und Paris-Silbermedaillengewinner Niko Kappel erklärte auf dpa-Anfrage: "Luke Mockridge und seine beiden Mitstreiter haben Pech, dass Menschenverachtung, Ignoranz und Geschmacklosigkeit nicht paralympisch sind. Sonst hätten sie diese tollen Spiele als Athleten erleben können und wären heiße Gold-Kandidaten gewesen."

Vor der Entschuldigung hatte der Deutsche Behindertensportverband (DBS) auf die Verspottung mit einer Einladung für Mockridge reagiert. "Wir möchten dazu ermuntern, sich Para-Sport live anzuschauen, um zu erleben, zu welch beeindruckenden Leistungen Menschen mit Behinderungen in der Lage sind - und, um zu verstehen, welche Bereicherung sie für unsere Gesellschaft sind." Der Comedian erklärte, dass er die Einladung "sehr gerne" annehmen wolle. Er freue sich auf den Perspektivwechsel und darauf, aktiv zu lernen.

Der Präsident des Behinderten- und Rehasportverbands Berlin hatte vor Mockridges Stellungnahme eine Entschuldigung gefordert und sprach von einer "Entgleisung sondergleichen. Das kann weder als Comedy noch als bloße Dummheit abgetan werden", sagte Özcan Mutlu der Deutschen Presse-Agentur: "Solche herabwürdigenden Äußerungen sind absolut inakzeptabel und verdienen scharfe Verurteilung." Mockridge solle sich zutiefst schämen.

Krstina Vogel reagiert verärgert auf Mockridges Aussagen.

Krstina Vogel reagiert verärgert auf Mockridges Aussagen. © Bernd Weißbrod/dpa

Para-Athlet Niko Kappel hat für Luke Mockridges Äußerungen kein Verständnis.

Para-Athlet Niko Kappel hat für Luke Mockridges Äußerungen kein Verständnis. © Julian Stratenschulte/dpa