Bahn startet Reparaturarbeiten
Nach Zugunglück in Garmisch: Strecke im September wieder frei
11.08.2022, 09:50 Uhr
Nach der Freigabe durch die Behörden startet die DB nach eigenen Angaben in Kürze mit den aufwendigen Reparaturarbeiten an der Eisenbahnstrecke von München in Richtung Garmisch-Partenkirchen. Rund um die Unfallstelle in Burgrain müssen unter anderem rund 700 Meter Schiene sowie 500 Schwellen erneuert werden, wie die Bahn mitteilt.
Zudem sind neue Oberleitungen sowie Masten nötig. Nach derzeitigem Stand können die Züge zu Beginn des neuen Schuljahres am 13. September größtenteils wieder stabil über die Hauptstrecke von München über Garmisch bis Mittenwald fahren.
Betonschwellen im Fokus
Zuletzt hatte insbesondere die bundesweite Sonderinspektion von Betonschwellen nach dem Unfall auch auf Streckenabschnitten im Werdenfels zu Langsamfahrstellen und kurzfristigen Streckensperrungen geführt.
Die DB hatte Mitte Juli angekündigt, dass vorsorglich insgesamt rund 200.000 Schwellen im gesamten deutschen Streckennetz geprüft werden. Dies entspricht den DB-Angaben zufolge etwa 0,25 Prozent aller Betonschwellen im Netz. Im Schnitt seien die Bauteile 15 Jahre alt.
Wenn „erkennbare Veränderungen an der Oberfläche“ entdeckt würden, sollen die Schwellen ausgetauscht werden. Dies sei in einigen Fällen bereits passiert.
Ungewöhnlicher Schritt
Der Schritt ist ungewöhnlich, geschieht er doch, obwohl die Ermittlungen zur Ursache des Unglücks, bei dem am 3. Juni ein Regionalzug von Garmisch-Partenkirchen nach München teilweise entgleiste und in der Folge fünf Menschen starben, noch nicht abgeschlossen sind.
Darauf wies auch die DB selber bei jeder Anfrage zu den möglichen Ursachen des Unglücks immer wieder hin und erklärte in diesem Zusammenhang, keine Angaben machen zu können.
Zuletzt gab es aber immer mehr Hinweise, die für den von Anfang an bestehenden Verdacht sprachen, dass die Entgleisung durch einen Mangel am Schienenoberbau verursacht worden sein könnte.
"Vorgeschädigte Betonschwellen"
So ist in einer Drucksache des Verkehrsausschusses des Bundestages von einer Schienenverschiebung und „zum Teil vorgeschädigten Betonschwellen“ die Rede.
Probleme bereiteten der DB nach eigenen Angaben zusätzlich hitzebedingte Materialschäden an den Schienen, die ad hoc repariert werden mussten.
Daher hatte die DB entschieden, die bestehenden Schienenersatzverkehre auf den Strecken Garmisch-Partenkirchen – Pfronten-Steinach, Murnau – Garmisch-Partenkirchen – Mittenwald, Murnau – Oberammergau und Seeshaupt – Kochel beizubehalten, um für die Fahrgäste in der Region ein planbares und möglichst stabiles Angebot zu schaffen.
Ersatzbusse bis September
Durch die längerfristige Planung können nach Angaben der DB trotz der derzeit angespannten Lage auf dem Markt Ersatzbusse zuverlässiger organisiert und eingesetzt werden. Dieses Fahrplankonzept gelte zunächst bis Mitte September.
„Die Qualität im Werdenfelsnetz war zuletzt nicht akzeptabel und entspricht in keiner Weise unseren eigenen Ansprüchen. Dafür entschuldigen wir uns bei den Fahrgästen, denen wir in vielen Fällen leider kein gutes Fahrangebot machen konnten“, sagt Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der DB in Bayern.
Aus diesem Grund starte die DB zusätzlich zu den notwendigen Reparaturarbeiten ein umfangreiches Investitionsprogramm. Dieses sei gerade in Finalisierung und wird kurzfristig vorgestellt.
Scharfe Kritik
Zuletzt hatte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die als Tochterunternehmen des Freistaats den Schienennahverkehr ausschreibt, bestellt und finanziert, Alarm geschlagen.
Der Zustand der Infrastruktur auf regionalen Bahnstrecken in Bayern sei "inakzeptabel", so die BEG. "Die jüngste Entwicklung ist wirklich erschreckend", teilte BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs mit. "Ein planbarer Betrieb ist unter diesen Bedingungen kaum noch möglich, von einer angemessenen Fahrgastinformation ganz zu schweigen."
Scharfe Kritik kam auch vom Bürgermeister und Landrat von Garmisch-Partenkirchen. In einem offenen Brief bezeichneten die Lokalpolitiker den Zustand der Zugstrecke als "Katastrophe" und forderten die Bahn zum Handeln auf.
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