Staatsanwaltschaft ermittelt

Neonazi verliert drei Finger - Fall nimmt unerwartete Wendung

Johannes Lenz

Nordbayern-Redaktion

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28.8.2023, 21:17 Uhr
Der Neonazi beschuldigt Mitglieder einer Antifa-Gruppierung, ihm drei Finger abgehackt zu haben - doch die Staatsanwaltschaft hat einen anderen Verdacht. (Symbolbild)

© Bilderbox via www.imago-images.d Der Neonazi beschuldigt Mitglieder einer Antifa-Gruppierung, ihm drei Finger abgehackt zu haben - doch die Staatsanwaltschaft hat einen anderen Verdacht. (Symbolbild)

Der polizeibekannte Neonazi Alexander W. spazierte arglos, in die Jacke eines rechtsextremen Modelabels gehüllt, durch den Leipziger Stadtpark. Dann hätten ihn gewaltbereite Antifaschisten überfallen und ihm in blutrünstiger Manier drei Finger abgehackt. Soweit die Darstellung des 28-Jährigen "Opfers". Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen - jedoch nicht gegen Mitglieder der Antifa, sondern gegen Alexander W. selbst.

Wie "t-online" berichtet, zweifelt die Staatsanwaltschaft an der offiziellen Version des Neonazis. Sie hält es zwar für möglich, dass die Tat politisch motiviert war, allerdings auf eine völlig andere Art und Weise. Vielmehr vermutet die zuständige Oberstaatsanwältin, dass ein 37-jähriger Gesinnungsgenosse hinter der Tat steht - möglicherweise in Einvernehmen mit dem "Opfer". Womöglich hätten die beiden die Tat inszeniert, um den politischen Gegner in Verruf zu bringen.

In rechtsextremen Kreisen war man sich nämlich schnell sicher, wer für den Gewaltakt verantwortlich war: Nach Information der "Leipziger Zeitung" beschuldigten Mitglieder der Partei "Freie Sachsen" die "Macheten-Antifas" - benannt nach der angeblichen Tatwaffe. Die konnte jedoch bisher nicht sichergestellt werden.

Genaue Umstände unklar - Staatsanwaltschaft ermittelt

Nicht das einzige Rätsel, das der Fall Alexander W. aufgibt. Da sich sowohl der Neonazi als auch sein Bekannter ausschweigen, kann das Landeskriminalamt nur mutmaßen, was vorgefallen ist. Ob es sich um einen Unfall handelte, den die Rechtsextremen in ein angebliches politisches Attentat ummünzen wollten, oder ob der Akt geplant war, ist derzeit unklar. Fakt ist: Gegen den 28-jährigen Alexander W. wird wegen des Vortäuschens einer Straftat ermittelt, gegen seinen Bekannten wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung.

Alexander W. soll laut "t-online" aus dem Umfeld von Michael Brück stammen, ein ursprünglich aus der Dortmunder Szene stammender Neonazi, der sich bei den "Freien Sachsen" engagiert. Wenig verwunderlich also, dass ausgerechnet die vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestufte Partei behauptete, W. sei Opfer eines antifaschistischen Überfalls gewesen.