Schockierende Zustände

Peta entlarvt europäische „Welpenmafia“ - verdreckte Zwinger und verstörte Welpen

Alina Boger

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23.5.2024, 04:50 Uhr
Die in Deutschland verkauften Hundewelpen werden laut einer Recherche von PETA oft unter schrecklichen Zuständen in Osteuropa gezüchtet.

© PETA Deutschland e.V. Die in Deutschland verkauften Hundewelpen werden laut einer Recherche von PETA oft unter schrecklichen Zuständen in Osteuropa gezüchtet.

Aus einer Pressemeldung von Peta geht hervor, dass die Tierschutzorganisation schreckliche Zustände der Welpenzucht in Europa aufgedeckt haben soll. In einem beigefügten Video sieht man Hundebabys aus verschiedenen europäischen Ländern. In verdreckten Zwingern ohne Tageslicht, auf kleinem Raum taumeln die kleinen Hundenachkommen umher. Die Mütter schauen dabei verstörter aus, als die Jungtiere selbst.

Die Organisation kritisiert die "Massenproduktion" von Hundewelpen in osteuropäischen Ländern, die später dann in Deutschland, Belgien, Großbritannien und Frankreich verkauft werden.

Anzeigenportale wichtigste Plattform für illegalen Handel

Der Welpenhandel stünde auf dem dritten Platz in der Rangliste des Schwarzmarktes. Er soll jährlich schätzungsweise 1,3 Milliarden Euro erzielen. Anzeigeportale seien bei der ganzen Sache die beliebtesten Plattformen, um gezüchtete Tiere zu kaufen, da Anbieter meist anonym bleiben können. Laut PETA soll es auf den meistgenutzten europäischen Internetportalen über 400.000 Inserate zu Welpen geben.

Im Laufe der Recherche soll Peta über 200 Transportdokumente von 6000 Welpen aus dem Jahr 2023 ausgewertet und zurückverfolgt haben. Etwa sechs Prozent sei laut Recherche noch beim Transport verstorben. Die Überlebenden seien oftmals ihr lebenslang krank und verhaltensauffällig.

Offenbar sollen aber auch auf den ersten Blick "legale" Verkaufsstätten Tiere aus der massenhaften "Welpenproduktion" verkaufen. Die Organisation gibt an, zwei große Hundehändler aus Deutschland und Belgien beim Kauf von Welpen aus Zuchtstätten in Osteuropa aufgedeckt zu haben.

Tierheime laufen über - dennoch werden massenhaft Welpen gezüchtet

Die Problematik dahinter ist einfach zu verstehen. Jährlich sollen laut Angaben von Peta rund 350.000 Tiere in deutschen Tierheimen abgegeben werden. 25 bis 30 Prozent sollen dort über ein Jahr bleiben. Immer wieder bitten Tierheime um Spenden und andere Hilfe, da die eigenen Mittel nicht für den hohen Ansturm ausreichen. Gleichzeitig werden immer mehr Tiere gezüchtet und verkauft, was später wiederum dazu führt, dass immer neue Besitzer ihre Vierbeiner in Tierheimen ablassen.

Die gezüchteten Welpen aus der Recherche von Peta sollen außerdem unnötige Qualen erleiden und oft bleibende Schäden durch die schlechte Haltung davontragen. In Deutschland dürfen Welpen laut der Tierschutz-Verordnung erst ab der achten Lebenswoche von Müttern getrennt werden. Züchter würden ihre Welpen aber teilweise schon im Alter von drei bis vier Wochen verkaufen, da die Anfrage nach besonders kleinen und niedlichen Tieren größer sei. Durch die frühe Trennung von der Mutter würden die Hundebabys eine wichtige Phase der Sozialisierung verpassen und sollen im erwachsenen Alter dann oft lebenslange Verhaltungsstörungen aufweisen. Zudem würden Züchter die Welpen weder impfen noch entwurmen, weshalb die kleinen Tiere an Parasiten, Würmern, Entzündungen und Virusinfektionen leiden würde. Manche dieser Krankheiten würden tödlich enden, heißt es in der Pressemeldung. Auch eine Tollwutimpfung soll bei den Tieren oft fehlen. Da diese erst ab der 15. Lebenswoche gültig ist, sollen Händler die Heimtierausweise fälschen und die Tiere so über die Grenze bringen. "Dies macht den Tierhandel nicht nur tierschutzwidrig, sondern auch illegal", heißt es in dem Schreiben.

Auf Videoaufnahmen, die die Organisation der Pressemeldung beifügt, kann auch der Transportweg beobachtet werden. Die Welpen sitzen eingeengt in kleinen Transportboxen. Die Transporter, in die sie gesteckt werden, sind randvoll. Laut PETA sollen die Mütter der Welpen ihr Leben lang immer wieder Nachkommen produzieren. "Sind sie für die Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt", so Peta.

„Die Szenen und Dokumente der Peta-Veröffentlichung sind nur schwer zu ertragen. Sie zeigen auf, welch immenses Ausmaß der kriminelle Handel mit fühlenden Lebewesen in ganz Europa mittlerweile angenommen hat“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei Peta. Die Organisation warnt in ihrem Schreiben, dass Deutschland durch die hohe Anfrage an gezüchteten Hundewelpen und aufgrund von fehlenden Gesetzten und Einschränkungen einen wichtigen Bestandteil für den Zuchtmarkt bildet. Daher appelliert PETA darauf, dass Menschen Tiere aus dem Tierheim adoptieren sollten, statt Tiere aus der Massenzucht zu kaufen und diese wie Ware zu behandeln.