Mann gestand Mord an Vater

„Psychische Folter“: US-Amerikaner erhält fast 900.000 Dollar nach 17 Stunden Horror-Befragung

Elinor Kotzott

Autorin

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27.05.2024, 16:31 Uhr
17 Stunden lang wurde ein US-Amerikaner von der Polizei verhört, weil die glaubte, er hätte seinen Vater umgebracht (Symbolbild).

© pexels 17 Stunden lang wurde ein US-Amerikaner von der Polizei verhört, weil die glaubte, er hätte seinen Vater umgebracht (Symbolbild).

Die kalifornische Stadt Fontana zahlt fast 900.000 Dollar an einen Mann, der bereits im Jahr 2018 von der Polizei 17 Stunden lang befragt und massiv psychisch unter Druck gesetzt worden war – weil ihm vorgeworfen wurde, seinen Vater ermordet zu haben.

Die Polizisten hatten ein Geständnis erzwingen wollen, weil sie Verdacht geschöpft hatten; der Vater des Mannes wurde kurze Zeit später bei bester Gesundheit aufgefunden, so berichtet die britische Tageszeitung "The Guardian".

Thomas Perez Jr. hatte seinen Vater im August 2018 als vermisst gemeldet, nachdem dieser am Tag vorher mit dem Hund spazieren gegangen und der Hund am Abend ohne Thomas Perez Sr. wieder nach Hause gekommen war. Die Polizei jedoch glaubte diese Geschichte nicht und schöpfte unter anderem deswegen Verdacht Perez Jr. gegenüber, weil der bei seinem Anruf auf der Wache "unbekümmert" gewesen sei.

Die Polizei nahm Perez Jr. fest und befragte ihn 17 Stunden lang. Unter anderem behaupteten die Beamten während der Befragung, Perez‘ Vater sei tot aufgefunden worden und die Beweislage spreche dafür, dass Perez ihn umgebracht habe.

Polizeibeamte drohten, Perez‘ Hündin zu töten

Auch drohten sie, Perez Jr.s Hündin Margosha zu töten, solle er nicht gestehen. Sie ließen Perez Abschied nehmen, führten den Labrador Retriever nach draußen und ließen Perez im Glauben, sie hätten ihn eingeschläfert.

Videos der Befragung zeigen den Verdächtigen vollkommen verstört und weinend, so eine Richterin. Perez leide darauf an Schlafentzug, sei psychisch krank und zeige Entzugserscheinungen seiner Psychopharmaka. Während der Befragung zog er sich an den Haaren, verletzte sich selbst und riss sich sein Shirt vom Leib.

Nach Stunden massiven psychischen Drucks brach er schließlich zusammen und gestand, mit einer Schere mehrmals auf seinen Vater eingestochen zu haben. Nachdem die Beamten den Raum verlassen hatten, versuchte er sich zu erhängen. Anschließend wurde er in eine Psychiatrie gebracht, wo er wegen seines Suizidversuchs drei Tage lang unter Beobachtung stand.

Im Glauben gelassen, der Vater und Hündin Margosha seien tot

Obwohl die Polizei kurz nach Perez‘ Geständnis erfuhr, dass Perez Sr. sich am Los Angeles International Airport aufhielt, informierte sie Perez Jr. nicht sofort. Drei Tage lang ließen die Polizeibeamten ihn im Glauben, sein Vater und seine Hündin seien tot.

Die Richterin bezeichnete die Befragung im Nachhinein als "verfassungswidrige psychische Folter" und die Stadt Fontana stimmte einer Zahlung von 898.000 Dollar an Perez zu.