Lebensmittelknappheit

Russische Propaganda behauptet: Briten müssen wegen Ukraine-Hilfe jetzt Eichhörnchen essen

Erika Balzer

Volontärin

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9.3.2023, 20:22 Uhr
Eichhörnchen sollen laut der russischen Propagandistin bald auf dem Speiseplan stehen.   

© Helmu Jandl Eichhörnchen sollen laut der russischen Propagandistin bald auf dem Speiseplan stehen.  

Olga Skabejewa ist wohl die bekannteste TV-Propagandistin Russlands. In einer der Sonderausgabe ihrer Polit-Talkshow "60 Minuten" auf dem Kanal "Rossija 1" sagte sie, dass Briten und Britinnen wegen des Kriegs so stark unter der Lebensmittelknappheit litten, dass die Restaurants aus Verzweiflung bald Eichhörnchen servieren müssten. In der Meldung steckt ein kleines Fünkchen Wahrheit - aber vor allem viel russische Propaganda.

Die Moderation sagt in einem Ausschnitt, dass es ja genug Eichhörnchen in den Parks gäbe, um die Bevölkerung über die flauschigen Nussknacker zu ernähren. Skabejewa fügt mit einem kurzen Lachen hinzu: "Von der Entscheidung, weiterhin Waffen an Selensky zu liefern, weichen sie nicht ab. Sie werden sie jetzt also Eichhörnchen fressen, Haubitzen aber trotzdem liefern". Damit suggeriert sie, die britische Regierung könne die vermeintliche Lebensmittelkrise lösen, indem sie keine Waffen mehr an die Ukraine liefern. Aufgezeichnet wurde die Show in der "Wahrheits-Straße" in Moskau.

Völlig haltlos ist die Nachricht über die Eichhorn-Menüs nicht. Tatsächlich gab es bei der britischen Boulevardzeitung Daily Mail einen Artikel über die Tierschutzorganisation "Exmoor Squirrel Project", die vorgeschlagen hatte, Grauhörnchen zu essen. Die Begründung der Tierschützer und Tierschützerinnen hat aber nichts mit der Lebensmittelknappheit zu tun, vielmehr geht es ihnen um den Artenschutz. Denn das Grauhörnchen ist eine invasive Art aus Nordamerika, dass den einheimischen roten Eichhörnchen deren Lebensraum raubt. Die Tierschützer wollen das Grauhörnchen am liebsten in Großbritanien ausrotten - und statt die erlegten Tiere einfach zu entsorgen, schlagen sie vor, die Tiere auf den Speiseplan zu setzen. Pragmatisch - aber nicht verzweifelt. Das "Exmoor Squirrel Project" stehe deswegen im Kontakt mit zwei Restaurants, schreibt die Daily Mail.

Tatsächlich sind in Großbritanien gerade einige Lebensmittel knapp. Einige Supermärkte in England wie Asda und Tesco rationieren Obst und Gemüse wie Gurken, Tomaten und Himbeeren, berichtet das Portal agrarheute. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Zum einen sei die britische Gemüseproduktion seit Jahrzehnten auf einem Tiefstand. Zum anderen importiert Großbritannien viele Produkte aus Nordafrika und Südeuropa (insbesondere Spanien), die allerdings mit extremen Witterungsbedingungen zu kämpfen hatten und

haben und daher weniger Nahrungsmittel produzieren konnten.

Die gestiegenen Heizkosten haben außerdem dazu geführt, dass Produzenten den Betrieb von Gewächshäusern herunterfahren oder ganz einstellen mussten. Außerdem hätte der Brexit die Abwicklung von Importen nicht vereinfacht. Auf Eichhörnchen als Nahrungsquelle müssen die Briten deshalb aber nicht zurückgreifen.

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