Täter unter den Toten

Schüsse bei Zeugen Jehovas in Hamburg: Acht Menschen tot - Amokschütze war ehemaliges Mitglied

10.3.2023, 13:00 Uhr
Bei Schüssen in einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden.

© Steven Hutchings, dpa Bei Schüssen in einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas sind am Donnerstagabend mehrere Menschen getötet und einige Personen verletzt worden.

Bei den Schüssen in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in Hamburg sind nach aktuellem Stand acht Menschen tödlich verletzt worden. Unter den Toten sei "offenbar auch der mutmaßliche Täter", wie die Polizei Hamburg am Freitagmorgen auf ihrer Internetseite mitteilte.

Der mutmaßliche Todesschütze von Hamburg ist ein 35 Jahre alter Deutscher. Philipp F. sei ein ehemaliges Mitglied der Hamburger Gemeinde der Zeugen Jehovas gewesen und habe diese vor eineinhalb Jahren freiwillig, aber offensichtlich nicht im Guten verlassen. Das teilten Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde am Freitag in Hamburg bei einer Pressekonferenz mit.

Die Polizei stuft die Tat nach Informationen aus Sicherheitskreisen als Amoklauf ein. Die Hintergründe waren auch rund sieben Stunden nach den Schüssen zunächst unklar.

Polizei bittet um Hinweise

Die Polizei richtete ein Hinweisportal ein. Auf der Webseite könnten "Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang hochgeladen werden", teilte die Polizei Hamburg auf Twitter mit.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich "erschüttert" über die Tat im Hamburger Stadtteil Alsterdorf. "Meine Gedanken sind in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften", sagte Faeser der Deutschen Presse-Agentur. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zeigte sich ebenfalls bestürzt. "Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd", schrieb Tschentscher bei Twitter. "Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl."

Eine Nachbarin berichtete von mehreren Schüssen bei der Veranstaltung der Zeugen Jehovas. "Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute", berichtete Studentin Lara Bauch. Später seien Menschen von Polizisten an Händen und Füßen auf die Straße getragen worden.

Vier Stunden nach den tödlichen Schüssen betrat schließlich die Spurensicherung in der Nacht den Tatort. Auch um 4.15 Uhr morgens waren sie am Freitag noch in dem dreistöckigen Gewerbegebäude unterwegs. Streifenwagen hatten den Tatort zuvor weiträumig abgesperrt. Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Bereich zusätzlich ab.

Öffentliche Veranstaltung der Zeugen Jehovas

Welche Art von Veranstaltung in der Kirchengemeinde der Zeugen Jehovas abgehalten wurde, war zunächst unklar. Auf der Internetseite der Zeugen Jehovas war für den Donnerstagabend eine von zwei wöchentlichen Zusammenkünften angekündigt. Polizeiangaben zufolge hatten mehrere Menschen die Veranstaltung besucht.

Die Zeugen Jehovas sind eine christliche Gemeinschaft mit eigener Bibel-Auslegung. Die Anhänger glauben an Jehova als "allmächtigen Gott und Schöpfer" und sollen sich strengen Vorschriften unterwerfen. Sie sind davon überzeugt, dass eine neue Welt bevorsteht und sie als auserwählte Gemeinde gerettet werden. Weltweit haben die Zeugen Jehovas etwa acht Millionen Mitglieder. Die "Weltzentrale" ist in New York. Die deutsche Gemeinschaft mit weniger als 200.000 Mitgliedern gehört zu den größten in Europa.

Dieser Artikel wurde am 10.03.2023 um 12.55 Uhr aktualisiert.


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