Halb Erpel, halb Ente

Seltener Fall in Augsburg: Intersexuelle Ente mit orangefarbigem Schnabel und bunten Federn

Alina Boger

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13.8.2024, 10:09 Uhr
In Augsburg hat ein Ornithologe möglicherweise eine sensationelle Entdeckung gemacht. (Symbolbild)

© Imago In Augsburg hat ein Ornithologe möglicherweise eine sensationelle Entdeckung gemacht. (Symbolbild)

In den allermeisten Fällen ist das Gefieder einer weiblichen Stockente braun gefärbt und dunkelbraun gefleckt und gestrichelt. Am Scheitel und an den Augen haben die Weibchen meist dunkelbraune Streifen, über den Augen jeweils ein heller Streif.
Die Erpel hingegen weisen nur eine braune Brust auf, der Rest des Gefieders ist größtenteils hellgrau. Der Kopf ist markant grün gefärbt. Männchen haben gelbe Schnäbel, Weibchen orangefarbige.

Die Unterschiede sind eigentlich deutlich zu erkennen. Und doch soll der Ornithologe Philipp Kraemer erst etwas gebraucht haben, bis er diese eine Ente im Augsburger Stadtgraben richtig einordnen konnte, heißt es in einem Artikel der "Süddeutschen Zeitung". Dass Kraemer als Experte dennoch anfangs ratlos gewesen sein soll, ist nachvollziehbar. Denn diese eine Ente scheint etwas Besonderes zu sein.

Schnabel orange, Federn bunt

Das Tier unterscheidet sich von seinen Artgenossen, denn es weist offenbar männliche und weibliche Merkmale auf. Der Schnabel ist orange, der Kopf teilweise braun gefärbt, all das weist auf ein Weibchen hin. Der restliche Körper hingegen ist grau und auch die typisch gebogene Schwanzfeder deuten auf ein Erpel. Der Ornithologe erklärt, dass Erpel während der Mauserzeit, die aktuell läuft, etwas mehr wie Weibchen aussehen können. "Aber der gelbe Schnabel bleibt immer und unsere Ente, die mausert zwar auch schon, hat aber noch mehr männliches Gefieder", erklärt Kraemer gegenüber dem Bayrischen Rundfunk.

Experten nennen das Phänomen, wenn ein Tier mal männliche und mal weibliche Merkmale in Gefieder aufweist, Hahnenfedrigkeit. Kraemer aber ist sich offenbar sicher, er hätte eine intersexuelle Ente entdeckt.

Möglicherweise Sensation für Vogelfreunde

Wenn Kraemers Entdeckung tatsächlich eine intersexuelle Ente ist, wäre das ein seltenes Phänomen. Zwar kommt die Intersexualität oder auch Bi-Geschlechtlichkeit im Tierreich immer wieder vor, bei Enten sei die Quote laut Experten aber eine zu einer Million.

In Augsburg wäre das der erste Fall einer intersexuellen Ente. Derzeit würden dort laut dem Bayrischen Rundfunk etwa 50 Stockenten leben. Der Ornithologe hätte erst gedacht, bei dem seltenen Tier würde es sich um einen Hybriden, also einen Nachkommen verschiedener Entenarten handeln.

Der Hintergrund der Intersexualität bei den Tieren sei für Forscher nicht eindeutig. Der Stockente im Augsburger Stadtgraben scheint es aber offenbar an nichts zu fehlen. Kraemer soll sogar beobachtet haben, dass das Tier in einer Paarbindung mit einem Erpel leben würde. Ob eine Fortpflanzung möglich ist, sei aber nicht klar.

Intersexualität ist keine Seltenheit bei anderen Arten

Was bei Enten eher eine Seltenheit ist, ist bei vielen anderen Repräsentanten der Tierwelt normal. Laut der Tierschutzorganisation PETA beispielsweise sind Landlungenschnecken Zwitter und besitzen männliche, weibliche und zwittrige Organe. Koralle sind weder eindeutig männlich, noch weiblich und können gleichzeitig Spermien und Eizellen abgeben. Regenwürmer sind ebenfalls Zwitter und können sich gegenseitig befruchten. Clownfische hingegen sind transsexuell, was bedeutet, dass sie zunächst geschlechtslos sind, dann männlich werden und schließlich die Möglichkeit haben, zu Weibchen zu werden.

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