Rund 70 Tiere
Stark gefährdete Nager ausgewildert: Ziesel aus Tiergarten Nürnberg finden neue Heimat
19.08.2024, 17:22 Uhr
Vier Europäische Ziesel des Nürnberger Tiergartens haben eine neue Heimat bekommen. Im Juli wurden sie gemeinsam mit vielen weiteren Zieseln aus europäischen Zoos in Tschechien ausgewildert, wie der Tiergarten in einer Pressemitteilung erklärt. Ziel der Aktion ist die Hoffnung auf einen genetischen Austausch unter den verschiedenen Zieseln.
Kleine Nager in freier Wildbahn
Die vier kleinen, etwa 200 bis 400 Gramm schweren Nagetiere, sind im Nürnberger Tiergarten geboren und aufgewachsen. Zunächst sind die zwei Weibchen und die zwei Männchen von den restlichen Zieseln des Nürnberger Tiergartens in einem Zwischenquartier im Tiergarten isoliert worden. Später ging es in einer Transportbox weiter nach Tschechien. Dort angekommen, wurden die Ziesel in sogenannte Auswilderungsgehege gesetzt. Das sind umzäunte Flächen mit Unterschlupfmöglichkeiten und bereitgestellten Futter. Sie dienen zum Schutz der Tiere, damit sie nicht direkt davonlaufen oder von anderen Tieren gefressen werden. Nach ein paar Tagen können sich die Ziesel aus den speziellen Gehegen selbst heraus graben.

Projekt mit vielen Partnern
Die Auswilderungsaktion findet nun schon das sechste Jahr in Folge statt. Neben dem Tiergarten Nürnberg haben sich auch der Opel-Zoo-Kronberg im Taunus, der südböhmische Zoo Hluboka und eine tschechische Wildtierauffang- und Zuchtstation beteiligt. Insgesamt wurden rund 70 Ziesel ausgewildert. "Da die Tiere aus verschiedenen Zoos kommen, bringen sie eine recht große genetische Vielfalt mit, die für die Anpassungsfähigkeit an die Lebensraumbedingungen und mögliche klimatische Änderungen entscheidend sein kann", erklärt Jörg Beckmann, biologischer Leiter und stellvertretender Direktor des Tiergartens in der Pressemitteilung.
Seit vielen Jahren an Auswilderungsaktion beteiligt
Seit 2014 hat der Tiergarten insgesamt etwa 130 Ziesel ausgewildert. "Projekte wie diese müssen langfristig angelegt werden – besonders bei Arten wie den Zieseln, die in der Nahrungskette weiter unten stehen, und die von Natur aus regelmäßig gefressen werden. Auswilderungen haben auch das Ziel, genau diese natürlichen Prozesse wiederherzustellen", sagt Beckmann. "Mit der Zucht und Auswilderung der Ziesel können wir dazu beitragen, den Bestand der Tiere in Tschechien zu stützen. Aktionen wie diese sind ein gutes Beispiel dafür, wie die Zusammenarbeit zwischen Zoos und Naturschutz gelingen kann." Unter Umständen ist so zukünftig auch eine Rückkehr von Zieseln nach Deutschland möglich. Aktuell stuft die Weltnaturschutzunion die Art als "stark gefährdet" ein.
Auch an der Auswilderung anderer Arten, beteiligt sich der Tiergarten regelmäßig. In den letzten Jahren hat er beispielsweise Alpensteinböcke in Österreich, Sumpfschildkröten in Hessen und Waldrappe in Spanien ausgewildert. Außerdem ist er am Auswilderungsprojekt für Bartgeier in Berchtesgaden beteiligt.
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