Social-Media-Trend

"Stay at Home Girlfriend": Frau kündigt Job, um ihren Mann wie in den Fünfzigern zu verwöhnen

Cora Krüger

Online-Redaktion

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12.5.2023, 14:52 Uhr
Kein fester Job mehr, dafür rund um die Uhr den Partner verwöhnen: Das ist der Traum der sogenannten "Stay at Home Girlfriends". (Symbolbild)

© imago stock&people Kein fester Job mehr, dafür rund um die Uhr den Partner verwöhnen: Das ist der Traum der sogenannten "Stay at Home Girlfriends". (Symbolbild)

In einem früheren Leben war Katrina Holte aus Hillsboro im US-Bundesstaat Oregon Buchhalterin. Bis sie sich 2018 dazu entschließt, ihren Job zu kündigen, um ihren großen Traum zu verwirklichen: Das Leben einer vermeintlich perfekten Hausfrau in den Fünfzigern, die sich rund um die Uhr um Haushalt und Ehemann (in diesem Fall: Lars) kümmert. Ihr Job sei ihr ohnehin zu stressig gewesen.

Seit sie die Buchhaltung hinter sich gelassen hat, klingelt jeden Morgen um 6.30 Uhr der Wecker. Dann beginnt Holte damit, ihrem Mann Kleidung zurechtzulegen, sein Frühstück und Snacks für den Tag vorzubereiten. Zudem ist sie sehr auf ihr Aussehen bedacht. Auch dabei dient ihr die Vergangenheit als Vorbild, wie sie der "New York Post" erzählt. Ihr Make-Up orientiert sich an Bildern von Hausfrauen in den 1950ern, genau wie ihre Kleider, die sie selbst näht. "Ich versuche jeden Abend, mich von meiner besten Seite zu zeigen - hohe Absätze, glamouröses Kleid, komplettes Make-up - denn das macht mich und ihn glücklich", erklärt sie auf ihrer Website.

Ein Trend in den sozialen Medien

Mit ihrem Lebensstil ist die US-Amerikanerin nicht alleine. Unter dem Schlagwort "Stay at Home Girlfriend" finden sich auf der Social Media Plattform TikTok tausende Videos junger Frauen, die ihren vermeintlich glamourösen Alltag als Hausfrauen dokumentieren. Dieser dreht sich meist hauptsächlich um ihr Aussehen, kleinere Erledigungen sowie die Zufriedenheit des Partners.

Klickt man sich durch verschiedene Routinen, lassen sich einige Gemeinsamkeiten feststellen. So sind fast alle "Stay at Home Girlfriends" weiß, sehr jung, kinderlos und ausschließlich in heterosexuellen Beziehungen. Auf den ersten Blick wirkt ihr Alltag entspannt, ästhetisch, fast schon Neid erweckend.


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Sie wachen auf, kümmern sich um ihre Hautpflege, kochen Kaffee, trinken grüne Smoothies, putzen kurz das Schlafzimmer, machen Yoga, waschen Wäsche. Zwei wichtige Punkte werden in den ästhetisch anmutenden Videos jedoch nicht adressiert: Einen Haushalt zu managen ist nicht entspannt und glamourös, sondern bedeutet unbezahlte Arbeit. Diese fällt auch in der heutigen Zeit wie selbstverständlich noch überwiegend Frauen zu. Zudem sind die gezeigten jungen Frauen oft finanziell von ihren Männern abhängig, verfügen im Falle einer Trennung über keine Sicherheiten.


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Problematisch wird der Trend, wenn man bedenkt, dass gerade die Plattform TikTok ein überwiegend sehr junges Klientel erreicht. In einer Umfrage gaben mehr als 70 Prozent der 16 bis 19-Jährigen an, die App zu nutzen. "Diese Videos können Kinder und Jugendliche beeinflussen, dasselbe zu wollen", so Kinderpsychologe Pierre Court gegenüber dem britischen "Evening Standard". Gleichzeitig seien sehr junge Menschen unter Umständen jedoch noch gar nicht in der Lage, die Videos kritisch zu hinterfragen und die nicht gezeigten Schattenseiten derartiger Partnerschaften zu erkennen.

"Ein Mann braucht seine Frau, von der er sich verwöhnt fühlt"

Zumindest Katrina Holte scheint in ihrer Rolle als "Stay at Home"-Wife dennoch sehr glücklich zu sein. Schon immer hätte sie von ihrem jetzigen Leben geträumt, verrät sie auf ihrer Website: "Als Kind wusste ich schon immer, dass ich eine traditionelle Hausfrau werden wollte - im Alter von 10 bis 12 Jahren schrieb ich ein Kochbuch und verbrachte jede Wochenstunde damit, alte Memoiren zu lesen."

Auch Ehemann Lars ist zufrieden mit ihrer Entscheidung. Ein Problem mit fehlender Gleichstellung sieht Holte nicht. "Er verdient viel mehr Geld als ich. Er arbeitet sehr lange und lässt meine Träume wahr werden, also versuche ich, auch seine wahr werden zu lassen. Es ist eine gleichberechtigte Partnerschaft", so die 30-Jährige zur "New York Post". Und dennoch: "Ein Mann braucht seine Frau, von der er sich ab und an verwöhnt fühlt."

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