Besser meiden

Tödliche Gefahr an Nord- und Ostsee: Vorsicht vor diesem Käfer

Stefan Zeitler

Online-Redaktion

E-Mail zur Autorenseite

23.4.2023, 16:12 Uhr
Der Schwarzblaue Ölkäfer fühlt sich vor allem an Nord- und Ostsee pudelwohl.

© Montage: nordbayern.de Der Schwarzblaue Ölkäfer fühlt sich vor allem an Nord- und Ostsee pudelwohl.

Er schillert bei Tageslicht schwarz-bläulich und hat auch daher seinen Namen: Der Schwarzblaue Ölkäfer. Eigentlich hat der Krabbler erst im Mai Hochsaison. Eigentlich. Doch schon jetzt sei das Tier vielerorts unterwegs. "TRAVELBOOK" berichtete zuerst davon. So kommt der Ölkäfer in ganz Deutschland vor, am liebsten macht er es sich jedoch in sandigen Böden bequem – da stellen Nord- und Ostsee natürlich ein Paradies dar.

Zu spaßen ist mit dem Tier jedoch keinesfalls. Der Käfer ist hochgiftig, eine Begegnung mit dem Menschen kann im allerschlimmsten Falle sogar tödlich enden. Milde Temperaturen und viel Sonnenschein fördern das Auftreten des Tieres – und genau diese Bedingungen waren in den letzten Tagen vor allem im Norden Deutschlands durchaus gegeben. Zwischen März und Mai schlüpfen die Maiwürmer – wie der Ölkäfer ebenfalls genannt wird. Deshalb gibt es nach der Überwinterung der Larven nun auch besonders viele Exemplare. Hochsaison also.

Obwohl der Käfer nur wenige Zentimeter groß wird, lauern teilweise immense Gefahren für Urlauberinnen und Urlauber: "Deshalb gilt die Devise: Nur gucken, nicht anfassen!" – warnt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung eindringlich gegenüber des Portals des "Springer"-Verlages. Vor allem bei Kindern sei hier noch mehr Vorsicht geboten – diese könnten die Gefahr, die von diesem Tier ausgehen kann, verständlicherweise meist gar nicht einschätzen.

Das Szenario auf dem Papier: Fühlt sich der Käfer bedroht, sondert dieser einen giftigen Stoff an seinen Beinen ab. Dies kann schon der Fall sein, "wenn Sie einen der Käfer auf die Hand nehmen", fügt die Expertin Calvi weiter an. So schütze der Stoff Cantharidin den Käfer konkret vor Fressfeinden wie Ameisen oder Laufkäfern. Kommt ein Mensch mit dem Gift in Berührung, reizt dies die Haut, zudem bilden sich Rötungen und Blasen. Aber dabei bleibt es meist nicht.

So erklärte das Gemeinsame Giftinformationszentrum der Länder Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bereits öffentlich, dass es "im Magen-Darm-Trakt zur Schädigung der Schleimhaut kommen kann, die mit Speichelfluss, Durstgefühl, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Krämpfen" einhergehen könnte. Eine echte Horror-Liste also. Beim Ausscheiden des Giftes könne es dann auch zu "heftigen Schmerzen in der Nierengegend" sowie blutigem Urin kommen.

Im schlimmsten Falle kann das Verschlucken von Cantharidin sogar zum Tode führen. So hätten demnach Menschen im antiken Griechenland das Sekret des Schwarzblauen Ölkäfers sogar für Giftmorde verwendet – berichtet der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Aber auch als Heilmittel kann der Stoff verwendet werden. Wie immer bei Gift – komme es auch hier "auf die Dosis" an, erklärt Jenifer Calvi zudem.

Aber: Was tun, wenn man doch in Berührung mit dem Gift gekommen ist? Hier rät die Expertin, sich so schnell wie möglich die Hände gründlich zu waschen und die betroffenen Stellen zu kühlen. Zudem sollte man nicht zögern und rasch einen Arzt oder eine Giftnotrufzentrale aufsuchen. Hat man das Gift verschluckt, solle man jedoch ausdrücklich kein Erbrechen auslösen.

Einfach beseitigen sollten man den Ölkäfer übrigens auf keinen Fall – zum eigenen Wohl, aber auch aus strafrechtlicher Sicht: So steht der Schwarzblaue Ölkäfer laut NABU unter Naturschutz. Da er als gefährdet gilt, steht er zudem auf der Roten Liste. Lebensraumverlust und der Straßenverkehr werden hier als Ursachen der Bestandsabnahme aufgeführt. Beim nächsten Urlaub an Nord- oder Ostsee sollten Sie zur Sicherheit aber noch einmal ganz genau hinsehen, bevor Sie Ihr Badehandtuch ausbreiten und die wohlverdiente Meeresluft genießen…