Medienbericht

Tote Radfahrerin in Berlin: Entlastet ein interner Vermerk der Feuerwehr die Klima-Aktivisten?

4.11.2022, 15:50 Uhr
War ein Protest von Klima-Aktivisten Schuld daran, dass eine verletzte Frau in Berlin nicht angemessen behandelt werden konnte? Ein interner Bericht der Feuerwehr, auf den sich die Süddeutsche Zeitung bezieht, scheint diesen Vorwurf zu entkräften.

© Paul Zinken/dpa War ein Protest von Klima-Aktivisten Schuld daran, dass eine verletzte Frau in Berlin nicht angemessen behandelt werden konnte? Ein interner Bericht der Feuerwehr, auf den sich die Süddeutsche Zeitung bezieht, scheint diesen Vorwurf zu entkräften.

Mehrere Tage kämpften die Ärzte um ihr Leben, nun ist klar: Die Radfahrerin, die am Montag in Berlin von einem Lastwagen erfasst und schwer verletzt wurde, ist am Donnerstagabend im Krankenhaus verstorben. Der Unfall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt, weil ein Spezialfahrzeug, das zunächst helfen sollte, wegen eines Klima-Protests im Stau gestanden war.

Wie die Süddeutsche Zeitung nun erfahren haben will, hatte der Stau jedoch keinen Einfluss auf die Versorgung des Unfallopfers. In einem Vermerk zum Einsatz heißt es nach Angaben der SZ: Das Unfallopfer sei an Ort und Stelle von einer Notärztin versorgt worden, die durch den Stau nicht gehindert worden sei. Ein Spezialfahrzeug der Feuerwehr, das tatsächlich im Stau stand, hätte den Betonmischer zwar anheben können, die Notärztin hatte sich aber bereits dazu entschieden, darauf zu verzichten.

Welche Schuld trifft die Aktivisten?

Nach Einschätzung der Rettungskräfte wäre demnach der Einsatz dieses Fahrzeugs medizinisch nicht angezeigt gewesen. Unter anderem, weil ein Anheben wohl "länger gedauert" hätte und auch "die medizinische Situation" der Frau verschlechtert hätte. Stattdessen entschieden sich die Retter, den Betonmischer mit eigener Motorkraft zu bewegen. Ein Sprecher der Feuerwehr konnte den Bericht auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd) am Freitag allerdings nicht bestätigen.

Zuvor war bereits intensiv diskutiert worden, welche Schuld die Aktivisten der Letzten Generation trifft. Durch ihren Protest hatten sie einen Polizeieinsatz ausgelöst, der wiederum einen Stau verursachte. In einer Pressemitteilung berichten die Aktivisten von einer "Welle der Vorwürfe, Unwahrheiten und Hetze" und machen auch die Medien dafür verantwortlich. Der Unfall habe mehrere Kilometer von den Aktionsorten stattgefunden. Zum Stau sei es gekommen, weil die Polizei den Verkehr unter einer Schilderbrücke, auf der sich die Demonstrierenden befanden, "selbstständig regelte" und auf eine Fahrspur reduzierte.

Strafanzeige gestellt

"Wir hatten die Polizei vor Betreten der Schilderbrücke informiert und um eine Umleitung von Einsatzfahrzeugen und das komplette Sperren der A100 für den Autoverkehr gebeten", schildert die Letzte Generation die Situation vom Montag. Es gebe außerdem bei allen Protesten der Aktivisten eine Rettungsgasse. Dass sich nun "ein ganzes Mediensystem" gegen sie wenden würde, damit hätten sie nicht gerechnet.

Wer nun welche Schuld trifft, das klären die Ermittler in Berlin. Bereits am Dienstag hatte die Berliner Polizei Strafanzeige gegen einen 63-Jährigen und einen 59-Jährigen wegen unterlassener Hilfeleistung beziehungsweise der Behinderung hilfeleistender Personen gestellt. Unmittelbar nach dem Unfall wurde zunächst angenommen, dass wegen des Staus und des später eintreffenden Spezialfahrzeugs am Unfallort improvisiert werden musste - eine Darstellung, die nun durch die Erkenntnisse der Süddeutschen Zeitung in Frage gestellt wird.