Bekannter Wirte-Trick

Unterschank beim Oktoberfest: So schlecht sind Maßkrüge auf der Wiesn gefüllt

Georgios Tsakiridis

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1.10.2023, 11:46 Uhr
Feiernde mit Bierkrügen beim 188. Oktoberfest 2023 auf der Theresienwiese.

© IMAGO/Brigitte Saar Feiernde mit Bierkrügen beim 188. Oktoberfest 2023 auf der Theresienwiese.

Zünftige Blasmusik, fesche Trachten und ein kühles Bier - der Oktoberfestbesuch gehört für Millionen Deutsche und auch ausländische Wiesn-Fans zum festen Termin-Repertoire in jedem Jahr. Doch ein Phänomen scheint fast so alt, wie die Wiesn selbst: zu niedrig eingeschenktes Bier. Ärgerlich für Festbesucher bei Bierpreisen von bis zu 14,90 Euro pro Maß. Deshalb gibt es seit Jahren eine offizielle Behörde, die den Ausschank stichprobenartig kontrolliert - mit verblüffenden Ergebnissen.

Alles, was mehr als 1,5 Zentimeter unter dem Eichstrich liegt, gilt per definitionem als Unterschank. Zahlen dazu gibt es jedes Jahr, erhoben vom Kreisverwaltungsreferat (KVR). Bei der letzten Wiesn war laut der Behörde jeder dritte Krug zu schlecht gefüllt. 825 Maß Bier wurden für die Stichproben kontrolliert und die Ergebnisse ausgewertet - bei über 30 Prozent war zu wenig Bier im Krug - ein Schelm, wer böses dabei denkt und Absicht vermutet.

Wie eine solche Kontrolle abläuft, hat ein Angestellter des KVR der "abendzeitung" anonym verraten. Der Einschank-Kontrolleur sei laut eigenen Angaben seit 15 Jahren dabei. Für die Kontrollen gibt es laut ihm strikte Vorgaben: Die Prüfer gehen direkt an die Schänken, halten dort die Bedienungen auf und messen nach. Mindestens fünf Krüge muss die Bedienung dabei haben. Die werden dann abgestellt – für exakt vier Minuten, damit sich der Schaum legt – dann folgt die Überprüfung per Messstab.

Im Anschluss wird der Füllstand notiert, der Schankkellner muss unterschreiben, genauso wie der Geschäftsführer des Bierzelts. Sechs bis acht Zelte sollen die Kontrolleure im Schnitt pro Tag schaffen. Welche Zelte sie ins Visier nehmen, bekommen sie vorgegeben. Insgesamt 39 Männer und Frauen sind laut der Zeitung im Einsatz. Auch ohne die offiziellen Prüfer können Wiesn-Besucher aber bei Unterschank monieren. In vielen Zelten weisen Schilder darauf hin und, dass in dem Fall nachgeschenkt wird.

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