"Schande über Euch!"

Veganes Restaurant bietet Fleisch an, um nicht pleite zu gehen - Inhaber entsetzt über Reaktionen

Christian Urban

Redakteur - nordbayern.de

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4.3.2024, 11:43 Uhr
Ein veganes Restaurant in England ist aus finanziellen Gründen gezwungen, auch Fleischgerichte anzubieten. (Symbolbild)

© IMAGO/xHLPhotox Ein veganes Restaurant in England ist aus finanziellen Gründen gezwungen, auch Fleischgerichte anzubieten. (Symbolbild)

Etwa drei Jahre sei es her, dass Adonis Norouznia die Nomas Gastrobar in der britischen Stadt Macclesfield eröffnete, wie die "BBC" berichtet - gerade, als die Corona-Pandemie etwas nachließ. Nicht die einfachsten Grundvoraussetzungen, um ein Restaurant zu eröffnen. Von den wirtschaftlichen Folgen des Brexits und den generell steigenden Lebenshaltungskosten, die in Großbritannien derzeit rund 30 Prozent über dem europäischen Durchschnitt liegen, ganz zu schweigen.

Erschwerend kam noch hinzu, dass Norouznias Restaurant ausschließlich vegane Speisen anbot und dadurch die Menschen abschreckte, die vegetarisch leben oder auch Fleisch essen. Bislang zumindest, denn der britische Gastronom sah sich durch seine wirtschaftliche Notlage zu einem drastischen Schritt gezwungen. "Wenn manche Leute herausfinden, dass wir nur vegane Gerichte servieren, gehen sie wieder", sagte Norouznia gegenüber der "BBC", und fuhr fort: "Veganer allein bezahlen weder meine Mitarbeiter, noch meine Familie." Also wandte er sich auf Facebook in einem emotionalen Statement an seine Fans.

Die vegane Speisekarte des Restaurants habe dazu geführt, dass man "nur eine kleine Anzahl von Kunden begrüßen durfte", schreibt die Nomas Gastrobar in dem sozialen Netzwerk. Das habe den Betrieb finanziell immer schwieriger gemacht - daher habe man sich nach langem Nachdenken entschlossen, zusätzlich zu den veganen Gerichten eine Auswahl "hochwertiger, verantwortungsbewusster Fleisch- und Milchgerichte" anzubieten, um sicherzustellen, dass jeder "etwas Wunderbares zum Essen und Genießen" findet.

Nicht gerechnet hatte Norouznia vermutlich mit den Wellen, die das Postings seines Restaurants schlug, denn neben Verständnis und teilweise sogar Freude über die Entscheidung, entlud sich der Zorn zahlreicher Veganer in den Kommentaren unter dem Posting. "Was denkt Ihr, wie viele Tiere verdienen den Tod, damit Euer Restaurant erfolgreich sein kann?", fragt ein Nutzer. "Keine echten Veganer würde das jemals tun - sie würden lieber als Reinigungskraft arbeiten", kommentiert eine Nutzerin und schließt mit den Worten: "Mögen die Tiere, die für Eure Gäste sterben, in Frieden ruhen."

Eine andere Nutzer geht noch weiter und schreibt: "Dann wart Ihr nie wirklich vegan. Schande über Euch. Keine Integrität, kein Mitgefühl oder Empathie für die Tiere. Integrität würde bedeuten, als veganes Restaurant weiterzumachen oder pleite zu gehen. (...) Ihr habt die Entscheidung getroffen, grausam zu sein und Euch an Gewalt zu beteiligen und sie zu unterstützen. Schande über Euch."

Wie unter anderem der "Guardian" berichtet, erhält Norouznia seit seiner Entscheidung, auch Fleischgerichte anzubieten, nicht nur Hassnachrichten und Morddrohungen, sondern auch 1-Sterne-Bewertungen mit teils wütenden, teils ausfallenden Kommentaren für das Restaurant - geschrieben von veganen "Fanatikern", zitiert das Blatt den entsetzten Gastronomen. Öffentlich sichtbar ist davon jedoch kaum etwas: Nur vereinzelt finden sich auf Google und Facebook negative Bewertungen mit Bezug auf die Erweiterung der Speisekarte - es ist daher denkbar, dass die Bewertungen gelöscht oder verborgen wurden. Auf Google hat die Nomas Gastrobar derzeit 4,8 Sterne bei 354 abgegebenen Bewertungen.