Familie

Von Großcousin bis Base: Verwirrende Verwandtschaft

18.3.2024, 10:56 Uhr
Je größer die Familie, desto komplexer werden die Verwandtschaftsgrade.

© dpa Je größer die Familie, desto komplexer werden die Verwandtschaftsgrade.

Als Kind war das Leben einfach. In der Schule zeichnete man einen Familienstammbaum mit Eltern, Onkels und Tanten, und weiter denken musste man gar nicht. Wenn man auf Familienfeiern nicht ganz verstand, wer wie zur Verwandtschaft gehörte, dann war das auch nicht weiter schlimm.

Später lernt man einen größeren Teil der Verwandtschaft kennen, trifft auf Hochzeiten und Begräbnissen auch mal den Bruder des Großvaters oder die Tante der Mutter mitsamt Kindern und Kindeskindern. Spätestens dann kann man schon mal ins Rudern kommen: Wie nennt man die denn eigentlich? Wir haben die exotischsten Verwandtschaftsbezeichnung auf einen Blick.

Großcousins und Großcousinen

Die wohl umstrittenste Verwandtschaftsbezeichnung: die Großcousine oder der Großcousin. Das ist auch kein Wunder, denn diese beiden Begriffe werden ganz unterschiedlich gebraucht. Laut Duden ist die Großcousine die Cousine zweiten Grades, umgangssprachlich meint man damit allerdings auch oft die Nichte zweiten Grades. Auch die Tante zweiten Grades ist eine gängige Interpretation. Aber wann spricht man denn nun von einem Verwandten zweiten oder dritten Grades?

Rechtlich gesehen bereits bei den eigenen Geschwistern. Denn nur Vorfahren und Nachkommen gelten als geradlinig verwandt. Der Bruder, die Tante oder der Cousin sind bereits Teil von Seitenlinien und damit Verwandte zweiten Grades.

Im Alltag macht man es sich aber einfacher und ergänzt einen wohlbekannten Begriff wie Tante oder Cousine je nach Anzahl an Generationen, die man bis zum letzten gemeinsamen Vorfahren zurücklegen muss. Mit einem Cousin (ersten Grades) teilt man sich die Großeltern, mit einem Cousin zweiten Grades die Urgroßeltern und mit einer Cousine dritten Grades die Ururgroßeltern.

Die Tante der Mutter ist die Großtante, deren Tochter - Mamas Cousine - die Tante zweiten Grades. Denn dann sind wiederum die Urgroßeltern der verbindende Faktor.

Schwager und Schwippschwager

Wenn der Bruder heiratet, wird seine Frau zur Schwägerin. So weit, so klar. Allerdings gibt es noch weitere Bezeichnungen für die neuen Verwandtschaftsverhältnisse. Die Eltern des eigenen Schwiegersohns sind landläufig bekannt als "Gegenschwiegereltern". Der Begriff Schwippschwager ist wiederum nicht einheitlich definiert, meist reden sich so aber die jeweiligen Geschwistern des Pärchens an. Wenn Peter und Lena verheiratet sind, ist Peters Bruder Simon also der Schwippschwager von Lenas Schwester Anne.

Basen und Vettern

Zu Zeiten von Karl May waren Base und Vetter noch ganz übliche Begriffe, heute hört und liest man beides in Deutschland kaum noch. Verdrängt wurden sie durch das Wortpaar Cousin und Cousine. Base und Vetter hatten in einigen Regionen allerdings noch eine weitere Bedeutung: als Bezeichnung für ein beliebiges Mitglied der entfernten Verwandtschaft. Ebenso standen Muhme und Oheim prinzipiell für Onkel und Tante, aber auch für jegliche Verwandte oder Bekannte, die älter waren als man selbst. In der Schweiz werden Base und Vetter auch heute noch häufiger verwendet, und zwar für angeheiratete Onkel und Tanten.