Looking Glass

"Weltuntergangs-Jet" der USA jetzt in Europa stationiert: Warnung an Russland?

Stefan Besner

Online-Redaktion

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4.3.2023, 15:41 Uhr
U.S. Navy E-6B Mercury

© Timm Ziegenthaler U.S. Navy E-6B Mercury

Wie das Europäische Kommando der US-Streitkräfte (U.S. European Command) via Twitter mitteilte, ist die E-6B Mercury, auch "Looking Glass" oder "Weltuntergangsflugzeug" genannt, am Dienstag in Island gelandet. Der Flieger ist so konzipiert, dass er einen Atomkrieg überstehen kann. Die Crew traf sich demzufolge mit der US-Botschafterin Carrin Patman und anderen diplomatischen sowie militärischen Vertretern.

Fliegender Kommandostand

Das Flugzeug vom Typ Boeing E-6 B (auch E-6 B Mercury) untersteht der US-Navy. Es ist kein Kampfflugzeug, sondern fungiert als fliegender Kommandostand, um im Falle eines feindlichen Erstschlages den Einsatz sämtlicher Kernwaffenträger wie U-Boote, Bomber und landgestützte Raketen zu koordinieren. Es vereint sämtliche landgestützten Kommando-, Kontroll- und Kommunikationseinrichtungen in sich. Damit soll garantiert werden, dass auch bei deren partiellem oder totalem Verlust die Nationale Kommandobehörde in der Lage ist, weiter Atomwaffen zu kontrollieren. Die E6-B ist nach Informationen von rnd in der Lage, 72 Stunden lang zu fliegen, bevor sie aufgetankt werden muss. Eines dieser Flugzeuge ist ständig in der Luft und einsatzbereit.

Kein US-Präsident stieg je in einen der Jets aus der "Weltuntergangs-Flotte", um einen Einsatz zu fliegen. Selbst nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 zog es Präsident George W. Bush vor, an Bord der Air Force One zu sein.

Washington reagiert auf ausgesetzten Abrüstungsvertrag

Die Angst vor einem Atomwaffen-Einsatz ist gestiegen, nachdem Wladimir Putin Ende Februar die Aussetzung des "New Start"-Abkommens bekannt gab. Mit diesem Vertrag hatten die USA und Russland eine sukzessive Reduzierung strategischer Atomwaffen mit interkontinentaler Reichweite vereinbart. Die Frage, welche Nuklearstrategie Russland und die NATO-Staaten verfolgen, steht damit wieder auf der Tagesordnung. Die russischen Nuklearwarnungen hinsichtlich der Ukraine sollen laut eines Experten, der sich gegenüber Firstpost äußerte, in erster Linie verhindern, dass die NATO sich in den Krieg einmischt. Die Ankunft einer "Looking Glass" in Island wird laut Focus als eine Präventivmaßnahme für den Fall einer Eskalation im Ukraine-Krieg interpretiert.

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