Energiewende ausgebremst

Wie der Bau vieler Windräder an der Neigung zu Verschwörungstheorien scheitert

Lea-Sophie Rohde

E-Mail zur Autorenseite

25.9.2023, 09:06 Uhr
Verschwörungstheorien verhindern den Ausbau von Windkraftanlagen (Symbolbild).

© IMAGO/Michael Piepgras Verschwörungstheorien verhindern den Ausbau von Windkraftanlagen (Symbolbild).

Im Jahr 2022 sind in Deutschland 589 Windkraftanlagen neu in Betrieb gegangen, das zeigt der Strom-Report (Stand 2023). Anfang des Jahres 2023 lieferten demnach hierzulande 29.982 Windkraftanlagen 25 Prozent des in Deutschland erzeugten Stroms - nach den Braunkohlekraftwerken war die Windenergie die wichtigste Energiequelle im deutschen Strommix. Doch um die Klimaziele der Bundesregierung - 80 Prozent des Stroms bis 2039 aus erneuerbaren Energien zu beziehen - sind noch weitaus mehr Windräder nötig. Der Bau vieler Windkraftwerke scheitert allerdings an den Bedenken der lokalen Bevölkerung. Der ungewöhnliche Grund: Verschwörungstheorien, die die Bevölkerung umtreiben.

Ein Forscherteam um Kevin Winter vom Leibniz-Institut für Wissensmedien in Tübingen hat insgesamt 4170 Teilnehmer getestet, um der Frage nachzugehen, welche Rolle der Glauben an Verschwörungstheorien für die Frage spielt, wie stark jemand für oder gegen ein Windparkprojekt eingestellt ist. Das Schema der Umfrage wurde zuvor bereits in Zusammenhang mit Impfungen erprobt. Um herauszufinden, ob die Ablehnung von Windkraftanlagen in einem Zusammenhang mit der Weltanschauung steht, sollten sich die Teilnehmenden vorstellen, an einem fiktiven Referendum über die Errichtung von fünf Windrädern teilzunehmen.

Das Ergebnis: Die Teilnehmenden, die den Windrädern umso skeptischer gegenüber standen, zeigten Zustimmung zu Verschwörungstheorien. Für jeden Prozentpunkt auf der Verschwörungsskala sank die Zustimmung zu den Windrädern um elf Prozentpunkte.

Der beste Weg gegen Verschwörungstheorien: Information

Zudem analysierten die Forscher acht Studien mit insgesamt über 4.000 Teilnehmern, um zu untersuchen, wie der Widerstand gegen neue Windräder in der Bevölkerung reduziert werden kann. Einem kleinen Teil der Gruppe wurden dazu Informationsbroschüren zu den Vorteilen von Windparks gegeben. Die Forschergruppe fand heraus, dass die Zustimmung für Windkraftanlagen dadurch um knapp fünf Prozent anstieg. Interessanterweise sei der Effekt am größten gewesen bei denjenigen, die die stärkste Zustimmung zu Verschwörungstheorien gezeigt hätten, schreiben die Autoren.

Die Autoren empfehlen deshalb präventive Maßnahmen, wie etwa eine frühe Kommunikation und eine hohe Transparenz, damit Verschwörungstheorien und Falschinformationen sich in der Bevölkerung nicht weiter ausbreiten. Außerdem ist festzuhalten: Nicht alle Gegner von Windrädern glauben an Verschwörungstheorien - doch viele Verschwörungstheoretiker sind Gegner der Windkraft.