Genua

Genua - Manchmal ist Fußball nicht einfach nur ein Spiel, sondern bitterer Ernst. Das mussten nun auch die Club-Obersten eines italienischen Erstligisten erfahren: Sie erhielten eine Botschaft, die auch aus einem Mafia-Film stammen könnte.

Sampdoria Genua geht es derzeit nicht sonderlich gut. Der italienische Erstligist, der sich 1991 noch die Meisterschaft sichern konnte und in der Spielzeit 2009/10 beinahe in der Champions League gespielt hätte, steht momentan auf dem vorletzten Platz der Serie A und ist akut abstiegsbedroht. Nun erhielten der Club eine Drohung, die unmissverständlicher kaum sein könnte.

In einer Schachtel, die an das Hauptquartier des Vereins geliefert wurde, befand sich der abgetrennte Kopf eines Schweines und eine Nachricht, die an den ehemaligen Präsident des Clubs, Massimo Ferrero, und den derzeitigen Vizepräsident Antonio Romei gerichtet war. Die Worte lauteten: "Eure Köpfe werden die nächsten sein", wie ein Sprecher des Vereins mitteilte.

In einer Stellungnahme zeigte sich Sampdoria Genua erschüttert und zutiefst empört "angesichts eines weiteren schweren Einschüchterungsversuchs". Schließlich wurde dem Verein erst im vergangenen Monat eine Platzpatrone in sein Büro geschickt - ebenfalls begleitet von einer Drohung ("Heute ist ist es eine Platzpatrone, aber die nächste wird echt sein.") gegen Ferrero and Edoardo Garrone, einen früheren Besitzer des Clubs.

Der 71-jährige Ferrero ist keine unumstrittene Figur. Seit 2014 war der Unternehmer Eigentümer des Vereins, bis er im Dezember 2021 festgenommen wurde. Die Vorwürfe hatten zwar nichts mit Fußball zu tun, hatten es aber dennoch in sich: Ermittelt wurde gegen ihn und weitere fünf Personen, darunter Ferreros Tochter, wegen betrügerischen Bankrotts.

Als Konsequenz der Vorwürfe trat er von seinem Posten bei Sampdoria zurück, kontrolliert den Club aber nach wie vor mittels einer Familienholding. Dies dürfte auch der Grund für die drastische Botschaft sein: Fans werfen Ferrero vor, den Verein finanziell ausbluten zu lassen und sich zu weigern, ihn an neue finanzkräftige Besitzer zu verkaufen, die den sportlichen und finanziellen Niedergang vielleicht noch abwenden könnten.

Der Einschüchterungsversuch kommt für den Club zur absoluten Unzeit: Aktuell halten Ermittlungen zu mutmaßlichen Bilanzfälschungen den italienischen Fußball in Atem - betroffen sein könnten neben zahlreichen Vereinen der Serie A auch Sampdoria Genua.

Drohungen und Gewalt erschüttern den italienischen Fußball immer wieder, denn zahlreiche Ultra-Gruppierungen stammen aus der rechtsextremen Szene oder unterhalten enge Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Und auch Botschaften durch Tierköpfe kamen in der Vergangenheit bereits vor. An Weihnachten 2006 war vor dem Haus des damaligen Sportdirektors von Palermo, Rino Foschi, der abgetrennte Kopf einer Ziege abgelegt worden. Dass es noch etwas größer geht, musste 1999 der Präsident von Reggina 1914, dem Verein der Stadt Reggio Calabria, erfahren: Er erhielt den Kopf eines Stieres.