Deutscher Wetterdienst klärt auf

Wieder Saharastaub in der Luft: Tritt das Phänomen immer häufiger auf?

Saskia Muhs

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30.4.2024, 06:30 Uhr
Wieder Saharastaub in der Luft: Tritt das Phänomen immer häufiger auf?

© dpa/Grafikgenerator

Viele Menschen haben nach einigen kalten Aprilwochen sehnsüchtig auf Sonnenschein und mildere Temperaturen gewartet. Das lange warten hat seit vergangenem Wochenende ein Ende: Temperaturen um 20 Grad, dazu viel Sonne, etwas Wind und auch wieder mit dabei, ein altbekannter Begleiter: Saharastaub. Der trübt am Montag hin und wieder den Sonnenschein, soll am Dienstag allerdings seinen vorläufigen Höhepunkt erreichen.

"Mächtige Staubwolke" kommt auf uns zu

Meteorologe Dominik Jung von "wetter.net" spricht in seiner aktuellen Wetterprognose von einer "mächtigen Staubwolke", die am Dienstag auf Deutschland treffe. Auf seiner Karte scheint es, als sei Bayern am stärksten vom Saharastaub betroffen.

Wenn die Sonne nur am Himmel zu erahnen ist und wie durch einen milchig-trüben Schleier auf uns hinab scheint, dann liegt das oft am Saharastaub. Mit warmer Luft aus Afrika strömt auch dieser oft zu uns.

Ursache für den Wüstensand in Deutschland ist meist eine besonders warme Großwetterlage: Der Saharastaub kommt mit warmer Luft aus Nordafrika nach Deutschland. Ein Wirbelsturm in der Wüste treibt den Sand in die Höhe und starker Wind trägt ihn Richtung Norden, heißt es seitens des Deutschen Wetterdiensts (DWD). Tritt das Phänomen tatsächlich immer häufiger auf? Wirkt sich der Wüstensand eigentlich negativ auf die Luftqualität und damit auch unsere Gesundheit aus? Wir haben beim DWD nachgefragt.

Tritt Saharastaub öfter auf als früher?

Tatsächlich trügt der Schein, sagt uns DWD-Meteorologe Andreas Walter auf Anfrage unserer Redaktion. "Im Durchschnitt beobachten wir in Deutschland südlich des Mains bis zu 60 Ereignisse pro Jahr. Die meisten davon werden jedoch von der Bevölkerung gar nicht richtig wahrgenommen. Nach Norden hin nimmt die Häufigkeit solcher Ereignisse deutlich ab." Ein Trend zu mehr Saharastaubereignissen sei laut Walter nicht zu erkennen.

Demnach nehmen wir den Staub womöglich aktuell wohl nur öfter wahr – häufiger auftreten tut er jedenfalls nicht. Einige Wetterexperten spekulieren über einen Zusammenhang zwischen Klimawandel und der Zunahme von Saharastaub: Der SWR-Wetterexperte Hartmut Mühlbauer beispielsweise hält eine Zunahme aufgrund der sogenannten Desertifikation, also der trockenheitsbedingten Ausdehnung der Wüstenfläche in Afrika für denkbar. Laut Michael Walter erkenne der DWD dafür derzeit keine Anzeichen.

Chemisch besteht Saharastaub überwiegend aus Quarz (Silikate), Aluminosilikaten (Ton, Kaolinit), und Eisenoxiden (Eisenoxid = Rost = rötlicher Saharastaubstaub) sowie zu einem kleinen Anteil aus Kalzit (Kalziumkarbonat) und Gips (Kalziumsulfat). Weitere nennenswerte Beimengungen neben Eisen und Aluminium sind Magnesium und Phosphor, typischerweise in oxidierter Form, erklärt der DWD auf seiner Website.

Für die Natur ist eine Verbreitung des Sandes global sehr nützlich: Saharastaub ist ein wichtiger Mineraldünger für den karibischen Raum und den südamerikanischen Regenwald. Die Böden in den genannten Regionen sind typischerweise nährstoffarm und dieses Defizit wird durch Saharastaub teilweise ausgeglichen. In Mitteleuropa sei der Düngeeffekt gering.

Wüstensand in der Luft kann Gesundheit belasten

Für den menschlichen Körper jedoch, kann der Wüstendsand in der Luft durchaus negative Folgen haben: Der Staub sei zwar nicht toxisch, enthalte aber durchaus "größere Mengen kleiner, lungengängiger Partikel unter 2.5 µm Durchmesser, die bei Exposition über längere Zeiträume (mehrere Stunden und länger) durchaus zu Beeinträchtigungen bei empfindlichen Personen führen können" sagt Walter. Das betreffe allerdings in erster Linie Personen mit asthmatischen Beschwerden und kardiovaskulären Erkrankungen. In Südeuropa treten Saharastaubereignisse deutlich häufiger auf und es gebe dort Hinweise auf eine höhere Sterblichkeit nach solchen Episoden, fügt Walter hinzu.

Erst Badewetter, dann Abkühlung: Die Wetteraussichten

Wegen den afrikanischen Luftmassen, die derzeit zu uns strömen erwarten wie neben Saharastaub bis zum Feiertag am 1. Mai sommerliche Temperaturen. Der fränkische Meteorologe Stefan Ochs sagt auf seiner Website "wetterochs" für "Dienstag und Mittwoch bis 27 Grad bei in Böen frischen Südostwinden" voraus. Dazu bleibt es meist sonnig und trocken, Nachtfröste seien vorerst nicht mehr zu erwarten.

In der zweiten Wochenhälfte gehen die Temperaturen leicht zurück, am Donnerstag messen wir in Franken laut "wetteronline.de" noch Werte um 21 Grad, am Wochenende liegen die Höchstwerte demnach bei maximal 14 bis 19 Grad Celsius, dazu soll es öfter gewittern und regnen. Der kälteste Tag der Woche ist laut den meisten Wettermodellen der Freitag.