"Zum Mohrenkopf": Wie ein Schwarzer den Namen seines Restaurants verteidigt

6.10.2020, 11:03 Uhr
Onuegbu ist Besitzer eines Restaurants mit dem Namen "Zum Mohrenkopf" und damit mehrfach in die Schlagzeilen geraten. 

© WDR/Oliver Ziebe Onuegbu ist Besitzer eines Restaurants mit dem Namen "Zum Mohrenkopf" und damit mehrfach in die Schlagzeilen geraten. 

Sprache ist etwas Elementares und sie kann einiges auslösen: positives wie negatives - und sie kann mitunter rassistisch sein. Gerade in den vergangenen Jahren ist Sprache deswegen zunehmend zum Streitthema geworden: Man darf nicht mehr alles sagen, warnen die einen und wittern Zensur! Die andern meinen: Von wegen, Begriffe wie Zigeunersauce und Mohrenstraße sind rassistisch, müssen weg!

Die große Frage also: Was darf man noch sagen und was sollte man vermeiden? Zu diesem Thema diskutierten am Montagabend in der ARD-Sendung "Hart aber fair" fünf Gäste, darunter Schriftsteller wie Journalisten.


Die Ursprünge des Rassismus: "Wir haben das überhaupt nicht aufgearbeitet"


Zudem war der aus Nigeria stammende Andrew Onuegbu eingeladen, sich an der Diskussion zu beteiligen. Der Hintergrund: Onuegbu ist Besitzer eines Restaurants mit dem Namen "Zum Mohrenkopf" und damit mehrfach in die Schlagzeilen geraten. Umbenennen will er sein Restaurant aber nicht. Der Name sei historisch bedingt, erklärt er: "Mohrenkopf ist im Mittelalter in Deutschland positiv besetzt. Das war eine Auszeichnung für gute Küche, weil es damals noch keine Sterne wie heute gab." Und er stellte klar: "Ich brauche keine Weißen, die mir sagen, wann meine Gefühle verletzt sind."

Auf der Homepage seines Restaurants klärt er seine Gäste zudem weiter über den Hintergrund des Namens auf: "Der Mohrenkopf wies im Mittelalter diejenigen Häuser aus, die als Fürstenherberge dienten. Außerdem galt er als besonderes Zeichen für eine hervorragende Küche und eine zuvorkommende Bewirtung." An diese Tradition wolle Andrew Onuegbu anknüpfen und entschied sich deshalb auch für den Namen.

Was dagegen für ihn rassistisch ist, das versucht er den Gästen und Zuschauern in einer Anekdote deutlich zu machen: So berichtet er von einem schwarzen Gast und seiner deutschen Frau in seinem Restaurant. Der Mann habe ihn damals gefragt, warum er für einen Nazi arbeite. Seine Frau habe zudem ergänzt: "Wir wollen gar nicht mit Ihnen reden, holen Sie Ihren faschistischen Chef!"


Unter Verdacht: Nürnbergerin erzählt von ihren Rassismus-Erfahrungen


Als Onuegbu ihnen erklärte, dass er der Inhaber des Restaurants sei, habe das Pärchen dennoch darauf beharrt, dass der Name verschwinden müsse: "Das darf man in Deutschland nicht mehr verwenden! Das ist rassistisch!" Daraufhin habe er selbst erwidert: "Das, was Sie gerade hier gemacht haben, das nennt man puren Rassismus. Denn Sie haben nicht geglaubt, dass ein schwarzer Mann der Inhaber sein kann."

Laut seiner Aussage wird er bereits seit Jahren immer wieder dazu aufgefordert, seinem Restaurant einen anderen Namen zu geben. Doch er weigert sich und betont: "Ich bin ein Mohr und stolz darauf!"

30 Kommentare