"Mädchen müssen gewarnt werden"

Zum Sex ausgewählt: Deutsche YouTuberin berichtet von verstörenden Szenen nach Rammstein-Konzert

Saskia Muhs

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6.6.2023, 11:04 Uhr
Gegen den 60-Jährigen werden schwere Vorwürfe erhoben. 

© Malte Krudewig, dpa Gegen den 60-Jährigen werden schwere Vorwürfe erhoben. 



Rammstein-Frontmann Till Lindemann (60) sorgt dieser Tage mal wieder für Schlagzeilen - allerdings nicht wegen anstößiger Songtexte oder eines grotesken neuen Musikvideos: Gleich mehrere Frauen berichten von verstörenden Erfahrungen auf Partys nach und vor Rammstein-Konzerten und angeblich perfiden Methoden, um junge Mädchen zum Sex mit Lindemann zu bewegen.



Den Stein ins Rollen gebracht hatte im Mai die irische Influencerin Shelby Lynn: Nach einem Rammstein-Gig in Litauen berichtete sie davon, dass ihr K.-o.-Tropfen verabreicht wurden, man sie ausgesucht habe, um zwischen den Sets Oralverkehr mit Lindemann zu haben und ihr Körper nach dem Konzert mit Blutergüssen übersät gewesen sein soll. An Details könne sie sich nicht erinnern. Später ergänzte sie, dass es nicht zum Geschlechtsverkehr mit Lindemann gekommen sei. Daraufhin berichteten weitere Frauen von ähnlichen Erlebnissen nach Rammstein Konzerten und lösten eine Welle der Empörung aus.

Auch Kayla Shyx besuchte eine Rammstein-Aftershowparty

Am Montagabend lud auch die deutsche YouTuberin Kayla Shyx (800.000 Follower auf Instagram) ein mehr als 30-minütiges Video zum Thema hoch, in dem sie die Vorwürfe gegen Lindemann mit eigenen Erfahrungen untermauert. Angeblich hatte sie schon lange vor, ein Video dazu aufzunehmen, bisher sei es ihr von ihrem Management allerdings untersagt worden. Durch die große mediale Aufmerksamkeit sowie die große Zahl an weiteren betroffenen Frauen fühle sie sich nun aber sicher genug, selbst Vorwürfe gegen Lindemann zu erheben, heißt es in dem Video.

Sie beginnt ihre Geschichte mit einem Gedicht Lindemanns, das davon handelt, wie schön es sei, mit einer von Rohypnol (ein starkes Schlafmittel) zur Bewusstlosigkeit betäubten Frau zu schlafen. Ein Beweis ist das zwar nicht - dennoch gibt es in diesem Kontext einen bitteren Beigeschmack.

Zunächst fasst sie die Erfahrungen der irischen Influencerin Lynn nochmal zusammen, nach denen eine Angestellte der Band namens Aleena Makeeva als "Casting Director" dafür zuständig sei, in den sozialen Medien sowie in Clubs eine Auswahl an jungen Frauen für Lindemann zu rekrutieren. Hierbei würde vor allem darauf geachtet, dass diese Frauen nicht älter als 30 Jahre alt seien und einen bestimmten Dresscode befolgen. Ob diese volljährig sind, wurde wohl nicht überprüft.



Nach mehr als fünf Minuten Einleitung kommt Shyx zu ihrem eigenen Erfahrungsbericht: Demnach sei sie am 4. Juni 2022, damals war sie 20 Jahre alt, mit einer 18-jährigen Begleiterin auf dem Rammstein Konzert im Berliner Olympiastadion gewesen. Auch sie seien von der besagten Aleena Makeeva angesprochen und auf die Aftershowparty eingeladen worden.

Es soll zwei Aftershowparties gegeben haben

Anstatt auf die offizielle Party, wo viele bekannte Personen des öffentlichen Lebens zusammen feierten, habe Makeeva die beiden in einen anderen, separaten Raum auf eine "private Party" gebracht, zusammen mit acht weiteren jungen Frauen aus der "Row Zero" ("Reihe Null") - einem exklusiven Platz direkt vor der Absperrung der Bühne, abseits vom Rest des Publikums. Dort hätten sie dann alle ihre Handys abgeben müssen - angeblich zum Schutz von Till Lindemanns Privatsphäre.

In dem besagten Raum hätten sich laut Shyx lediglich zwei Ledersofas, jede Menge alkoholische Getränke und weitere Frauen befunden, die auf sie einen "benommenen" Eindruck machten. Eine von ihnen habe von ihren Erfahrungen auf einer Pre-Party - also einer weiteren Party vor dem Konzert - berichtet, wo es angeblich ebenfalls zu sexuellen Handlungen und Drogenkonsum gekommen sein soll. Einige der Anwesenden seien laut dieser Aussage damit allerdings durchaus einverstanden gewesen.

Shyx und ihre Begleitung hätten daraufhin die Aftershowparty verlassen wollen - sehr zum Ärger der Casting-Direktorin Makeeva, die daraufhin versucht haben soll, die Mädchen mit Alkohol zum Bleiben zu motivieren. Als das nicht funktionierte, sei sie unfreundlich von der Aftershowparty verwiesen worden - auch von der "regulären" nebenan. Hier endet die Geschichte von Kayla Shyx. Anschließend beruft sie sich viele weitere Minuten wieder auf viele weitere Erfahrungen anderer Frauen im Netz, die davon berichten, betäubt und in Lindemanns Hotelzimmer vergewaltigt worden zu sein.

Lindemann schweigt bislang

Nachprüfen ließ sich bisher keine dieser Behauptungen. Der beschuldigte Till Lindemann äußerte sich bislang nicht zu den Vorwürfen. Sein Instagram Account ist derzeit offenbar inaktiv. Seine Band Rammstein postete vergangene Woche jedoch ein kurzes Statement auf ihrem offiziellen Kanal:

Man sei von den Vorwürfen "sehr getroffen" und nehme diese durchaus ernst - bestehe aber auf das Recht nicht "vorverurteilt zu werden". Auch ohne rechtmäßige Verurteilung Lindemanns hat der Skandal bereits jetzt Folgen für die Band: Laut der "Süddeutschen Zeitung" wollen die Veranstalter der Rammstein-Konzerte im Münchener Olympiastadion (7./.8. sowie 10./11. Juni 2023) die besagte "Row Zero" verbieten. Außerdem hat die Drogeriekette "Rossmann" den Verkauf des Rammstein-Parfums "Kokain" vorerst ausgesetzt.