1000 Dosen bleiben liegen: Oberfranken verwendet Pannen-Impfstoff doch nicht

28.12.2020, 18:46 Uhr
1000 Dosen des Corona-Impfstoff sollen jetzt nicht verwendet werden.

© Stefan Hippel, NNZ 1000 Dosen des Corona-Impfstoff sollen jetzt nicht verwendet werden.

Safety first: Nach diesem Motto soll der Pannen-Impfstoff aus der ersten Lieferung für Oberfranken nun doch nicht verwendet werden. Entgegen anderslautender Ankündigungen werden somit 1000 Dosen in den Impfzentren Coburg, Lichtenfels, Kronach, Kulmbach, Bayreuth, Hof und Wunsiedel nicht gespritzt. Dies haben die von der Panne in der Kühlkette betroffenen Landräte in Oberfranken gemeinsam beschlossen.

Laut Impfstoff-Hersteller Biontech wurde bei der letzten Etappe des Transports, für die die Landkreise zuständig waren, der Temperaturlogger falsch platziert. „Biontech ist für diesen Teil des Transports nicht mehr zuständig, hat aber gerne beratend zur Seite gestanden. Aus unserer Sicht hat die bisherige Handhabung keinen Einfluss“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Die Impfdosen für ganz Oberfranken waren am Wochenende vom Verteilzentrum im Universitätsklinikum Erlangen zum Impfzentrum nach Bamberg gebracht worden. Diesen Teil der Lieferkette übernahm der vom Freistaat für die künftigen Biontech/Pfizer-Impfstoff-Transporte beauftragte private Transportdienstleister, der viel Erfahrung mit der Zustellung von gekühlten Impfstoffen hat.

Messgeräte falsch gehandhabt

Beim Weitertransport sind ohnehin nur noch Temperaturen von zwei bis acht Grad nötig, Temperaturen unter Minus 70 Grad sind nur für die Langzeitlagerung wichtig. Dementsprechend verlief der Transport nach Bamberg auch ohne Probleme.

Erst beim Weitertransport in die oberfränkischen Landkreise wurden offenbar die Temperaturmessgeräte falsch gehandhabt, weshalb unklar war, ob die Kühlkette durchgängig eingehalten wurde.

"Nach der nun vorliegenden Stellungnahme des Impfstoffproduzenten waren für uns noch einige Punkte erklärungsbedürftig, weshalb in den betroffenen Landkreisen und kreisfreien Städten die gestern eingegangenen Impfdosen nicht verabreicht werden", hieß es nun in der gemeinsamen Mitteilung der betroffenen oberfränkischen Regionen.

Impfstoff wird erneut geprüft

"Im Ergebnis wird der Impfstoff von fachlicher Seite wohl durchaus als tauglich eingestuft. Da jedoch ein Restzweifel besteht und wir der Bevölkerung gegenüber nur 100 Prozent einwandfreie Impfstoffe anbieten wollen, wird die Charge von gestern nicht verimpft", stellte der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner klar. Sicherheit habe absoluten Vorrang, man wollen in der Bevölkerung kein Vertrauen verspielen.

Der "Pannen-Impfstoff" wird zurückgeholt, fachlich nochmals geprüft und neu bewertet. Sollte das Ergebnis positiv sein, wird der Impfstoff schnellstmöglich verwendet.

Kurzfristige Impfstoff-Lieferung

Trotzdem soll heute in Oberfranken mit der Impfung begonnen werden, im Landkreis Bayreuth zum Beispiel sind mobile Impfteams unterwegs. Möglichst ist dies durch eine kurzfristig vom Gesundheitsministerium veranlasste Lieferung mit Impfstoff. In Bayreuth zum Beispiel kamen bereits heute 400 Impfdosen an, die eigentlich erst für morgen geplant waren. Morgen gehen auch die beiden stationären Impfzentren in Pegnitz und Bayreuth in Betrieb. Für die nächsten beiden Tage wurden 120 Termine in Bayreuth und 50 in Pegnitz vergeben.

Einzig in Stadt und Landkreis Bamberg hatte in Oberfranken zum Impfstart am Sonntag alles reibungslos geklappt. Auch im Landkreis Forchheim war der Impfstart abgesagt worden. Durch eine in der Kühlbox eingebaute zweite Temperaturaufzeichnung konnte dort allerdings nachgewiesen werden, dass die Kühlkette eingehalten wurde. Deshalb wird dort nun auch der "alte" Impfstoff verimpft.



In der Nacht zum Montag hatte die Regierung Oberfrankens noch mitgeteilt, dass Biontech nach einer Überprüfung die Qualität der Impfdosen bestätigt und die Dosen freigegeben habe. "Damit steht dem Impfstart in Oberfranken nichts mehr im Wege", hieß es. Ein Sprecher bestätigte kurz vor Montagmittag zudem, dass die Lieferung noch im Laufe des Tages geimpft werden solle. Vorrangig sollten zunächst Bewohner von Alten- und Pflegeheimen an die Reihe kommen.

Dürftige Kommunikation der Behörden

Die Regierung von Oberfranken kündigte eine sorgfältige Aufklärung der Impfpanne an, blieb aber jede weitere Erklärung ebenso schuldig wie das Bayerische Gesundheitsministerium. Dieses verwies zwar auf die 6000 bis Montagmittag erfolgten Impfungen im Freistaat, kommentierte das Impf-Chaos in Oberfranken aber nicht weiter.

"Der Sachverhalt wird derzeit bei der zuständigen Regierung von Oberfranken nachbereitet. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ist mit dieser im Austausch und bietet darüber hinaus fachliche Beratung sowie bei Bedarf weitere Unterstützungsleistungen an", teilte das Gesundheitministerium auf Nachfrage lediglich mit.

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