Öffentliche Gelder

777 Millionen Euro in Zeiten der Krise: Massive Kritik an geplantem Neubau des Kanzleramts

Ulrike Federov

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15.10.2022, 16:49 Uhr
Trotz der Energiekrise sollen Millionen von Euros für den Neubau des Kanzleramtes ausgegeben werden.

© IMAGO/Jürgen Ritter Trotz der Energiekrise sollen Millionen von Euros für den Neubau des Kanzleramtes ausgegeben werden.

Das Bundeskanzleramt ist weltweit die größte Regierungszentrale. Mit dem Erweiterungsbau soll es achtmal so groß sein wie das Weiße Haus. Die bisherige Bürofläche soll von 25.347 Quadratmetern auf 50.000 Quadratmeter fast verdoppelt werden. Es ist ein kostenintensives Vorhaben, denn statt ursprünglich 450 Millionen Euro werden jetzt 777 Millionen Euro in den Prachtbau investiert.

Die steigenden Ausgaben haben ihre Gründe: Mit der Inflation sind die Kosten für den Bau deutlich gestiegen - und könnten bis zum Baubeginn zum Ende des Jahres noch einmal wachsen. Deshalb hagelt es nun Kritik von allen Seiten. Finanziert wird das Projekt nämlich mit Steuergeldern.

Gegenüber RTL übt Reiner Holznagel vom Bund der Steuerzahler heftige Kritik: "Dieser Neu- oder Anbau ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir haben schon frühzeitig das Bundeskanzleramt, die gesamte Bundesregierung aufgefordert, diesen Bau erst mal zurückzustellen, wenn nicht sogar komplett abzusagen. Das passt so nicht in die Zeit."

Im derzeitigen Kanzlergarten werden laut der Baupläne ein Hubschrauberlandeplatz sowie eine Kita für 12 bis 15 Kinder entstehen - und das alles passiert, während Bürgerinnen und Bürger sich um die aktuell steigenden Preise sorgen müssen. Für Holznagel nicht verständlich: "Das ist überhaupt nicht fair und das ist auch gar nicht vermittelbar. Auf der einen Seite hören wir Spartipps, wie wir duschen sollen, wie wir die Waschlappen benutzen sollen. Wir sollen abends Stromsparen. Das hat alles seine Berechtigung, aber hier fehlt die Vorbildfunktion."

Bereits unter Merkels Zustimmung wurde der Neubau geplant und beschlossen. Damals hieß es noch, dass das Kanzleramt inzwischen zu klein geworden sei. Und auch Olaf Scholz gab seine Einwilligung zur Erweiterung des Amts-Gebäudes. Das neue Kanzleramt soll frühestens 2028 fertiggestellt werden.

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