Air-Berlin-Pleite: Warum der Bundeskredit sinnvoll ist

16.8.2017, 10:07 Uhr
Noch heben sie ab, die Flugzeuge von Air Berlin - trotz Insolvenz. Konkurrent Ryanair missfällt die Unterstützung der Bundesregierung.

© Ralf Hirschberger/dpa Noch heben sie ab, die Flugzeuge von Air Berlin - trotz Insolvenz. Konkurrent Ryanair missfällt die Unterstützung der Bundesregierung.

Es sollte eine Pleite mit Netz und doppelten Boden werden: Air Berlin hat zwar kein Geld mehr, soll aber trotzdem so lange weiterfliegen, bis das letzte Tickets eingelöst und möglichst alle Beschäftigten neue Jobs gefunden haben - bei jenen Airlines, die Teile des gescheiterten Unternehmens übernehmen wollen.

Spielverderber ist jetzt Ryanair: Die irische Linie legt Beschwerde ein gegen den 150-Millionen-Euro-Kredit der Bundesregierung, der Air Berlin vorläufig über Wasser halten soll. Bis Bundeskartellamt und EU-Wettbewerbskommission entschieden haben, müssen Kunden und Angestellte also weiter zittern, ob Urlaubsflüge weiter starten oder das Gehalt regelmäßig fliegt.

Ryanair handelt natürlich nicht aus Sorge um die hehren Regeln des Wettbewerbs, sondern aus purem Eigennutz: Zum einen gehört Klappern zum Handwerk, die Airline kommt auf diese Weise wieder in die Schlagzeilen. Und zum anderen hat sie kein Interesse daran, dass Wettbewerber gestärkt werden, so die Lufthansa mit ihrer Billigfluglinie Eurowings oder der direkte Konkurrent Easyjet.

So schade diese Beschwerden für die Betroffenen sind, so interessant werden die Entscheidungen darüber sein: Der Verdacht steht ja im Raum, dass Miteigentümer Etihad Air Berlin gezielt in die Insolvenz rutschen ließ, damit Lufthansa das Streckennetz teilweise übernehmen kann - nicht aber die Schulden, die die Firma aufgehäuft hatte. Das gilt natürlich auch für Easyjet.

Auch wenn hier Aufklärungsbedarf besteht - unter dem Strich wäre es für alle Betroffenen das Beste, wenn die beiden Behörden grünes Licht für den Bundeskredit geben können. Denn dass Air Berlin plötzlich zusammenbricht und Zehntausende Reisende nicht mehr aus den Ferien nach Hause kommen - das wollen selbst jene vermeiden, die wegen der desaströsen finanziellen Lage diese Linie schon lange nicht mehr gebucht haben.

Ein geordneter Übergang ist übrigens auch im Interesse des Nürnberger Flughafens: Die Folge könnte sein, dass sich Lufthansa mit ihren Tochterunternehmen verstärkt engagiert. Und vielleicht hat dann sogar mit Easyjet eine weitere Linie ihren Auftritt im Knoblauchsland. Für Kunden und Wettbewerb wäre beides positiv.

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