"Kein Sternchen, kein Doppelpunkt"

Aufruf zum "Anschwärzen"? Söder sorgt mit Gender-Aussage für Ärger

Sofia Löffler

Online-Redaktion

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27.3.2024, 13:06 Uhr
Vor einer Woche hat die bayerische Staatsregierung ein Genderverbot ab dem 1. April für Behörden, Schulen und Hochschulen beschlossen. (Symbolbild) 

© IMAGO Vor einer Woche hat die bayerische Staatsregierung ein Genderverbot ab dem 1. April für Behörden, Schulen und Hochschulen beschlossen. (Symbolbild) 

Ab dem ersten April hat die bayerische Staatsregierung ein Gender-Verbot beschlossen. Dieses gilt für den schriftlichen Verkehr in Behörden, Schulen und Hochschulen. Im "Bild-Talk" spricht Markus Söder über die Möglichkeiten, an wen sich Eltern in Zukunft wenden könnten, sollten Lehrerinnen und Lehrer gegen das Verbot verstoßen.

Der bayerische Ministerpräsident zählt auf, was man tun könnte, sollte man einen Elternbrief nach Hause bekommen, auf dem gegendert wurde. "Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie beim Klassenleiter, beim Schulleiter selbst oder beim Schulforum. Und wenn gar nichts geht, eine E-Mail ans Kultusministerium schreiben, die sind rund um die Uhr im Einsatz und regeln die Probleme", sagt Söder zu dem Bild-Journalisten.

Empörte Reaktionen auf Söders Aussage

Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), reagiert aufgebracht. Auf Instagram schreibt sie unter einen Beitrag: "Wir haben einen eklatanten Mangel an Lehrkräften, der gesellschaftliche Zusammenhang bröckelt immer mehr. Das sind die wichtigen Themen. Nicht, ob in einem Elternbrief 'Schüler*innen' oder 'Schülerinnen und Schüler' steht." Bei einem anderen Post auf Facebook schreibt sie: "Coole Lehrer sind diejenigen, die gendern."

Userinnen und User kommentieren mit Verständnis. "Man könnte wirklich meinen, es gäbe keinerlei Probleme in unserer Bildungslandschaft, sodass Herr Ministerpräsident künstlich welche schaffen muss. Macht mich und viele andere Kolleg*innen (!) wirklich wütend und fassungslos", schreibt einer. Ein anderer bedankt sich bei Simone Fleischmann für ihre Aussage.

Söder: "Im staatlichen Umfeld braucht es eine klare Linie"

Allen Gegenstimmen und Debatten zum Trotz hält Markus Söder an dem Gender-Verbot fest. "Ich glaube, die allermeisten Deutschen fragen sich: Warum gibt es das nicht in meinem Bundesland?" Die öffentlichen Diskussionen würden nicht unbedingt mit der Mehrheitsmeinung der Deutschen übereinstimmen.

Jeder solle allerdings reden können, wie er wolle: "Wenn jemand sprachlich gendern will und es auch kann, ohne dass es wie ein Schluckauf klingt, ist das völlig in Ordnung", sagt Söder im Interview mit "Bild".

Aber im staatlichen Umfeld brauche es klare Regeln: "Deswegen haben wir gesagt für alle Behörden des Freistaats Bayern: kein Doppelpunkt, kein Sternchen." Die Lehrkräfte würden sich daran halten und es würde am Ende gut funktionieren. An den Schulen gilt das Verbot, sollte man gendern: "Dies ist ein Fehler, wenn man das macht, er wird zumindest angestrichen. Wir werden in den Schulbüchern dafür sorgen, dass es kein Gendern gibt, keine Gendersternchen und Doppelpunkt."

"Anschwärzen" beim Kultusministerium

Selbstverständlich sei man über das Kontaktformular auf der eigenen Homepage rund um die Uhr erreichbar, erklärt ein Ministeriumssprecher auf Anfrage von "BR24". Auch Anfragen zum Thema Gendern würden zeitnah beantwortet werden. Dennoch stünden als erste Ansprechpartner Lehrkräfte und die Schulleitung vor Ort zur Verfügung.

Wie das Ministerium Söders Aussage wertet, dass sich Eltern bei Ärger über gegenderte Elternbriefe "wenn gar nichts geht" ans Kultusministerium wenden können, beantwortet ein Ministeriumssprecher auf "BR24"-Nachfrage nicht.

Konsequenzen würden erst dann ergriffen, wenn jemand mehrfach bewusst gegen die aktuell geltenden Regelungen verstößt. Das Kultusministerium gehe davon aus, dass dies nur in seltenen Ausnahmefällen tatsächlich der Fall sein würde.

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