Bayern: Etwa Tausend Familien warten noch auf Kita-Platz

29.8.2019, 15:33 Uhr
Viele Kinder in Bayern müssen noch auf einen KiTa-Platz warten.

© Daniel Karmann, dpa Viele Kinder in Bayern müssen noch auf einen KiTa-Platz warten.

Wenige Tage bevor in Bayern das neue Betreuungsjahr startet, warten noch mehr als Tausend Familien auf einen Betreuungsplatz für ihren Nachwuchs. Ob Krippe für die Kleinsten, Kindergarten ab drei Jahren oder Nachmittagsbetreuung nach Schulschluss: In den meisten Großstädten übersteigt der Bedarf nach wie vor das Angebot, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Das Hauptproblem bleibt nach wie vor die Personalsituation - vielerorts können offene Betreuungsstellen in den Kindertagesstätten (Kitas) nicht besetzt werden. Die angespannte Situation wird nach Angaben einer Sprecherin der Stadt Regensburg noch weiter verschärft, da der Bedarf auch aufgrund von immer mehr Krippenkindern, Inklusionskindern und Integrationsaufgaben stetig ansteigt. Für Regensburg selbst kann die Sprecherin aber Entwarnung geben: "Die Stadt kann die angemeldeten Kinder in Kitas unterbringen." Allerdings müssten die Familien in einigen Fällen in weiter entfernte Einrichtungen fahren - diese seien aber garantiert innerhalb von 30 Minuten zu erreichen.

Kinder ab dem zweiten Lebensjahr haben einen Rechtsanspruch

Wie viele Kinder in Würzburg aktuell auf einen Platz warten, konnte ein Sprecher nicht genau beziffern, da dort die Anzahl der nicht versorgten Kinder jeweils nur zum Jahresende erhoben wird. Der Bedarf für September lag im Januar im Krippenbereich bei 249 Kindern und bei den Kindergartenplätzen bei 137. Im Vergleich zum Vorjahr seien die Zahlen aber stark zurückgegangen. Für die Schulkindbetreuung gebe es keine absoluten Zahlen, "wir haben jedoch in diesem Bereich eine Versorgungsquote von 89 Prozent", sagte der Sprecher.

Grundsätzlich haben Kinder ab dem zweiten Lebensjahr in Bayern seit 2013 einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz - immer wieder klagen Eltern diesen auch ein. So auch in Nürnberg. "Derzeit gibt es im Kindergartenbereich 118 unversorgte Familien, die einen Rechtsanspruch beim Jugendamt Nürnberg geltend gemacht haben", sagte ein Sprecher. Im Krippenbereich haben sich demnach zwischen 30 und 50 Familien gemeldet, die noch keinen Platz gefunden haben - auf ihr Recht hätten sie aber bisher nicht gepocht. Weitere 150 Grundschulkinder warteten noch auf einen Hortplatz. Da vor allem der Bedarf nach Kindergartenplätzen ständig wachse, sollen diese künftig verstärkt ausgebaut werden.

Etwa gleichgeblieben ist die Versorgungslücke im Vergleich zum Vorjahr in Augsburg. Stand August sind dort nach Angaben eines Stadtsprechers mehr als 500 Kinder unversorgt: 181 Krippen- und 288 Hortkinder, hinzu kommen 58 Hortkinder. Dass trotz vieler geschaffener Plätze noch so viele Familien auf einen Platz warten, erklärt der Sprecher mit einer "Zunahme der Bevölkerung in dieser Altersgruppe durch Geburten und Zuzüge, aber auch durch eine deutlich stärkere Nachfrage nach Betreuungsplätzen im Unter-3-Bereich, aufgrund einer größeren gesellschaftlichen Akzeptanz."

Ein weiteres Problem ist laut dem Ausgburger Sprecher eine politische Entscheidung, die das bayerische Kultusministerium Anfang des Jahres vorgestellt hatte: der sogenannte Einschulungskorridor. Das bedeutet, dass Eltern von Kindern, die zwischen dem 1. Juli und dem 30. September sechs Jahre alt werden, frei entscheiden können, ob ihr Kind in die Schule kommt, oder erst ein Jahr später eingeschult wird. Die Jahre zuvor konnten Kinder, die in diesem Zeitraum sechs Jahre alt werden, nur mit einem Härtefallantrag zurückgestellt werden. Die Folge: Heuer wurden alleine in Augsburg 250 Kinder zurückgestellt - ihre Plätze werden also nicht frei. "Das entspricht einer Quote von 38 Prozent", sagte der Stadtsprecher. "2017 wurden nur 22 Prozent der Kinder zurück gestellt."

Auch in München Probleme durch Einschulungskorridor

Auch in München sorgt der neue Einschulungskorridor für Stau: "Er führte dazu, dass sich rund 450 Münchner Eltern mehr gegen eine Einschulung ihres Kindes entschieden haben und somit 450 Kindergartenplätze, mit denen in der Vergabe gerechnet wurde, nicht zu Verfügung stehen", sagte eine Sprecherin des Bildungsreferats.

Wie viele Kinder in der Landeshauptstadt noch unversorgt sind, lasse sich jedoch nicht genau sagen, da in München die Eltern sich über das Online-Portal "KitaFinder" in mehreren Einrichtungen anmelden können und womöglich trotz Platzzusagen noch auf Wartelisten stehen. "Da die Platzvergabe nicht nur für September diesen Jahres gilt, sondern auch für spätere Wunscheintrittstermine, gibt es immer suchende Familien", sagte die Sprecherin. Grundsätzlich würden in diesem Jahr einige Plätze später als gewohnt vergeben. Der Grund: Personalmangel. "In den städtischen Kindertageseinrichtungen in München sind derzeit rund 9,7 Prozent der Fachkraftstellen und rund 7,4 Prozent der Ergänzungskraftstellen nicht besetzt", sagte die Sprecherin. Rund 3,5 Prozent der Plätze könnten aufgrund fehlenden Personals nicht belegt werden.


Nürnberg startet Kita-Portal: Was Eltern wissen müssen


Bayernweite Zahlen zu wartenden Familien gibt es nicht. Da die Bereitstellung der Plätze in die Zuständigkeit der Kommunen fällt, wird der Bedarf nicht landesweit erfasst. Das Sozialministerium betonte aber pünktlich zum Start des neuen Betreuungsjahres, dass die Kita-Offensive fortgeführt werde und damit unter anderem bis zum Jahr 2023 rund 42.000 neue Betreuungsplätze für Kinder von null bis sechs Jahren geschaffen werden sollen. Auch an mehreren Zuschüssen zur Betreuung will man demnach festhalten, beziehungsweise die Finanzspritze für die Eltern ausbauen.

Vor allem die Zuschüsse für die Eltern gehen für die FDP-Landtagsabgeordnete und sozialpolitische Sprecherin Julika Sandt in die falsche Richtung. "Die offiziellen Zahlen zeigen, dass bis 2023 rund 30.000 Fachkräfte benötigt werden", kritisierte sie. "Statt sich jedoch um das fehlende Personal und die Qualität zu kümmern, fokussiert die Staatsregierung nur die Kostenfreiheit." Mit dieser falschen Prioritätensetzung steuere Bayern geradewegs in eine "Kita-Krise".

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