1,7 Millionen profitieren

Beamte erhalten teils fünfstellige Nachzahlung: "Ein bisschen schäme ich mich"

19.12.2022, 11:14 Uhr
Auch Lehrer erhalten derzeit teils satte Nachzahlungen vom Staat. 

© Nancy Heusel, NN Auch Lehrer erhalten derzeit teils satte Nachzahlungen vom Staat. 

1,7 Millionen Beamte erhalten eine Lohnerhöhung. Je teurer der Wohnort, in dem ein Beamter lebt und je mehr Kinder er hat, desto größer das Plus, bringt es der „Münchner Merkur“ auf den Punkt. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2020, welches besagt, dass Beamtenbesoldung 15 Prozent über der Grundsicherung liegen muss. Nachdem die Bundesregierung die Einführung des Bürgergeldes beschlossen hat, steigt die Grundsicherung. Außerdem müssten den Richtern zufolge Bezüge an die Preisentwicklung angepasst werden.


Derzeit liegt die Inflation in Deutschland bei rund zehn Prozent. Ein Beamter erzählte gegenüber dem „Merkur“, dass er nun eine Nachzahlung von 4.549,16. Euro erhält. „Die Gründe verstehe ich, der Zeitpunkt ist maximal ungünstig.“ Seine Familie brauche das Geld nicht, deswegen schäme er sich fast ein bisschen. Weil aber viele Kollegen die Zahlungen gerade in teuren Gegenden sehr gut gebrauchen könnten, hielte er es für falsch, nun mit dem Finger auf Beamte zu zeigen. „Die ganze Causa zeigt viel eher: Der Staat kümmert sich um seine Bediensteten, während in der freien Wirtschaft Menschen ausgebeutet werden“, sagte er gegenüber dem Blatt.


Laut einer Umfrage der „Bild“-Zeitung halten hingegen 60 Prozent der Deutschen diese Extra-Zahlung für Beamte für ungerecht. Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung IAB sieht in der Sonderzahlung und Gehaltsaufstockung aber eine Möglichkeit, das Beamtentum (gerade in Hinblick auf den Lehrermangel) für junge Menschen attraktiver zu machen.

Zumal die Bezahlung etwa von Lehrern sich bereits jetzt sehen lässt, wie eine Beispielrechnung des "Merkurs" zeigt: Demnach darf ein Beamter in der Besoldungsgruppe A13 von 4.692 Euro Bruttomonatsgehalt ganze 3.604 Euro behalten. Wäre er angestellt, dann blieben nur 2.917 Euro. Beamte müssen nämlich keine Sozialabgaben zahlen – somit fallen Renten-, Arbeitslosen-, Kranken- und Pflegeversicherung weg. Die Folge: mehr netto vom brutto. Auch, wenn die Krankenkasse selbst bezahlt werden muss, bleiben rund 3100 Euro unter dem Strich übrig. Und das ohne die jüngsten Zahlungen.

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