Bitter für Balleis: Abgewählt nach 18 Jahren

30.3.2014, 22:24 Uhr

Die paar Minuten, um dem Funktionieren der Demokratie im Land einen Dienst zu erweisen, hatten über 50 Prozent der Wahlberechtigten wohl nicht – noch einmal weniger als vor zwei Wochen beim ersten Wahlgang.

Diejenigen, die nicht gewählt haben, haben auch nicht mitentschieden, dass der langjährige Erlanger Oberbürgermeister Siegfried Balleis sein Amt räumen muss; und ihnen war es wohl auch völlig egal, ob nun in München der Nachfolger Christian Udes als Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) oder Josef Schmid (CSU) heißen sollte.

Wer das demokratische Prinzip pragmatischer auslegt, der kann sagen, dass die Nichtwähler auch eine Wahl getroffen haben. Doch weder Balleis in Erlangen noch Schmid in München hätte es geholfen, wenn mehr Leute zur Wahl gegangen wären – dafür sind die Ergebnisse zu eindeutig.

Wie kam es für Balleis so weit? Es begann mit einer verunglückten Kandidatur. Denn Balleis’ Lebensplanung sah anderes vor – Präsident des Sparkassenverbandes Bayern, eines der höchstdotierten öffentlichen Ämter im Freistaat – wollte er werden. Das aber klappte nicht. Jeder, der einigermaßen informiert war über die Erlanger Politik, wusste das; und die anderen bekamen es vom SPD-Kandidaten Florian Janik gesagt.

Auch nicht von Vorteil war, dass Balleis die geplante Stadt-Umland-Bahn zumindest solange ablehnte, bis Siemens erklärte, in Erlangen einen großen neuen „Campus“ zu bauen. Selbst sein in Erlangen beheimateter Parteifreund und bayerischer Innenminister Joachim Herrmann plädierte für die StUB – so stand Balleis als Nein-Sager da. Dass er weniger von der StUB träumte, dafür aber die städtischen Finanzen im Blick behielt, kam offenbar weniger gut an.

Neben anderen mag es noch einen Aspekt geben, der gegen Balleis sprach: Nach 18 Jahren im Amt hatten wohl viele Bürger das Gefühl, es müsse mal ein Neuer ran – insgesamt bitter für Balleis, aber so ist Politik.

Nun wird es an Florian Janik sein, das StUB-Projekt umzusetzen – man darf gespannt sein, was er stattdessen für entbehrlich hält. Als Siegfried Balleis 1996 das OB-Amt übernahm, war Erlangen die Stadt mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung in Bayern; das hat sich deutlich gebessert. Auch daran muss sich Janik messen lassen.

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