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Das Triell zeigt: Die Unterschiede werden klarer

30.8.2021, 17:46 Uhr

Die Kanzlerkandidaten Armin Laschet,  Annalena Baerbock und Olaf Scholz beim Triell. Vorne die Moderatoren Pinar Atalay und Peter Kloeppel.  © Imago/Frank Hoermann/SVEN SIMON

Es war einiges zu erleben beim ersten Triell: Wiederbelebte Kandidat(inn)en, inhaltliche Unterschiede, offene Fragen. In den Wahlkampf kommt endlich Fahrt - und auch Politik.

Armin Laschet hat wohl gerade noch die Kurve gekriegt. Kein gravierender Patzer, ein angriffslustiger und zupackend wirkender Kandidat - der CDU-Chef versucht, in die Offensive zu geraten. Ob das mit einer abwertend-negativen Kampagne gegen den Haupt-Konkurrenten Olaf Scholz gelingt? Offene Frage. Die Union unternimmt jedenfalls den Versuch einer Neuauflage einer ganz, ganz alten Kamelle.

Die hieß 1957 "Keine Experimente" - der Wahlspruch von Konrad Adenauer. Später wurde daraus "Freiheit statt Sozialismus", dann die "Rote-Socken-Kampagne". Und auch nun beschwören CDU und CSU einen "historischen Linksrutsch" (Markus Söder). Abgesehen davon, dass manche Wähler genau den eventuell wollen: Von allen möglichen Koalitionen erscheint Rot-Grün-Rot aktuell rein rechnerisch am unwahrscheinlichsten.

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Und auch inhaltlich, was die aktuelle Programmatik der Linken angeht. Doch ein klares Nein zu einem Bündnis mit der Linken bringt Olaf Scholz nicht über die Lippen, da ist Annalena Baerbock in ihrer Ablehnung fast klarer.

Daher wird die Union weiter den alten Lagerwahlkampf reyceln. Für den es ja durchaus Gründe gibt: Es existieren mehr Gemeinsamkeiten zwischen SPD und Grünen als zwischen SPD und Union - die wiederum mehr Inhaltliches mit der FDP verbindet.

Da geht es durchaus um grundsätzliche Unterschiede, die auch beim Triell sichtbar wurden: Ist es Zeit für steuerliche Entlastung vor allem der Besserverdiener? Das wollen Union und FDP? Oder müssen diese Gruppen etwas mehr schultern, um Geringverdiener zu entlasten? Das ist der Plan von SPD und Grünen.

Beim Klimaschutz setzt Laschet nun sehr spät auf neue Konzepte und Köpfe. Scholz war da weit weniger offensiv als Baerbock. Logisch: Union und SPD tragen gemeinsam Verantwortung für die Politik der vergangenen Jahre - auch für Versäumnisse, die sie nun zu kaschieren versuchen.

Wie viel Aufbruch wird es geben? Baerbock mahnt ihn an. Bedarf ist da. Deutschland - das hat die Corona-Zeit deutlich gemacht - ist zurückgefallen in den vergangenen Jahren. Dass Laschet nun einen Modernisierungsschub und raschere Planungsverfahren anmahnt, klingt da wenig glaubwürdig: Die Union ist für den Investitionsstau und den digitalen Notstand im Land verantwortlich - darüber wurde beim Triell nicht geredet.

Nun zieht Laschet als behutsamer Bewahrer in den Endspurt der Kampagne, Scholz gibt sich als Nachfolger Merkels - sehr zum Ärger einer Union, die auch sieht, wie wenig sich die Noch-Kanzlerin für Laschet ins Zeug legt.

Das erste Triell hat Konturen geliefert, Profile geschärft, Defizite aufgezeigt. Ein lohnender Streit!