"Drachenlord" zeigt die hässliche Parallelwelt des Internets

22.8.2018, 05:50 Uhr
Hunderte machten sich in den vergangenen Tagen auf nach Altschauerberg, um dem "Drachenlord" das "Fürchten zu lehren".

© NEWS5 / Oßwald Hunderte machten sich in den vergangenen Tagen auf nach Altschauerberg, um dem "Drachenlord" das "Fürchten zu lehren".

Wie konnte das passieren? Warum muss das Dorf Altschauerberg seit Jahren unter dem Phänomen "Drachenlord" leiden? Der Fall, der jetzt durch einen Polizeigroßeinsatz einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, wirft ein verstörendes Licht auf die Parallelwelt, die sich im Internet entwickelt hat.

Ein 29-Jähriger wird durch seine YouTube-Videos zum Anti-Star im Internet. Mehrmals wöchentlich veröffentlicht er dort seit vier Jahren kleine Filme aus seinem einsamen Leben. Meist sind sie dumm, ab und zu unappetitlich oder an der Grenze zur Straftat, etwa wenn er den Holocaust "nett" findet. Die Internet-Szene, die sich rund um den "Drachenlord" entwickelt hat, provoziert ihn online, voller Hass und Menschenverachtung - Mobbing in seiner übelsten Art. Der so Getroffene reagiert aggressiv und provoziert so wieder seine Gegner.

Auch Menschen, die sich geübt im Internet bewegen, sind erschüttert, wie die virtuelle Welt ganz wirklich in das Dörfchen im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim eingedrungen ist.

Wegschauen hat noch nie ein Problem gelöst

Wie damit umgehen? Der Staat, der nun hart durchgreifen soll, kann das Internet und die Menschen, die sich in ihm bewegen, nicht ändern. Wir alle müssen vielmehr hinschauen, was in dem virtuellen Leben geschieht, in dem sich unsere Kinder längst bewegen. Den "Drachenlord", den kennen die unter 18-Jährigen nämlich längst. Wir müssen uns dafür interessieren, was im Internet an Hass und Gewalt vor sich geht. Spaß macht das nicht, aber Wegschauen hat noch nie ein Problem gelöst.

Dass der "Drachenlord" ein Problem ist, das erleben die Bewohner von Altschauerberg unmittelbar vor ihrer eigenen Tür.

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