Durchmachen bis Ostern? Zoff um Streichung der Faschingsferien

23.1.2021, 05:51 Uhr
Bayern hat die Faschingsferien gestrichen, weil wegen des Corona-Lockdowns zu viel Unterricht auf der Strecke geblieben ist. Eltern, Lehrer und Schüler wehren sich und wollen die Ferienwoche zurück.

© Rolf Vennenbernd, dpa Bayern hat die Faschingsferien gestrichen, weil wegen des Corona-Lockdowns zu viel Unterricht auf der Strecke geblieben ist. Eltern, Lehrer und Schüler wehren sich und wollen die Ferienwoche zurück.

Der Distanzunterricht ist fordernd für alle Beteiligten. Für Lehrer gleichwohl wie für Schüler und ihre Eltern. Dennoch hat das bayerische Kabinett beschlossen, dass die Faschingsferien in der Woche zwischen dem 15. und 22. Februar ausfallen, um den versäumten Stoff nachzuholen. Doch das stößt auf große Gegenwehr und so laufen derzeit mehrere Petitionen, die die Streichung der Ferien verhindern wollen.

"Dieser Schritt zeigt wieder einmal, dass Versäumnisse der letzten Wochen mit einer Hau-Ruck-Aktion kaschiert werden sollen, ohne dass im Vorfeld mit den Betroffenen in der Schulfamilie gesprochen wurde", sagt Lucas Pflugfelder, Landesschulsprecher der Realschulen. Eine zusätzliche Schulwoche sei kein Ausgleich für ein ganzes Jahr voller Schwierigkeiten. Der Landesschülerrat betont außerdem, dass gerade in Zeiten wie einer Pandemie die Psycho-Hygiene und Entlastung wichtiger seien denn je. Eine Streichung der Ferien und dadurch elf Wochen Unterricht am Stück stoßen deshalb auf Unverständnis.


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Michael Schwägerl, Vorsitzender des Verbandes von Lehrkräften an Gymnasien und Beruflichen Oberschulen, geht noch weiter: Er ist der Meinung, dass aufgrund ausgefallener Fahrten, Exkursionen sowie Musik- und Theateraufführungen sogar mehr Unterricht angeboten wurde als in anderen Jahren. Deshalb befürchtet er, die Streichung der Ferien könnte Lehrern und Schülern ein falsches Signal senden und demotivierend wirken.

Denn abgesehen von fehlender technischer Ausstattung gestaltet sich Distanzunterricht auch zeitlich schwierig für Lehrer. Lehrkräfte müssten aktuell sogar mehr arbeiten, sagt Benedikt Mehl, Schulleiter des Pirckheimer Gymnasiums in Nürnberg: "Jeder Schüler bekommt individuelles Feedback. Dadurch gibt es viel mehr zu korrigieren. Normalerweise erfolgt das im Unterricht, doch das ist derzeit nicht möglich." Auch Mehl spricht über die Signalwirkung des Beschlusses: "Was man festhalten kann ist, dass der Digitalunterricht für alle sehr anstrengend ist. Die Ferien stattfinden zu lassen, wäre eine Würdigung der Mehrarbeit von Schülern und Lehrern."

Wie groß der Unmut wirklich ist, wird durch mehrere Online-Petitionen deutlich. Diese wurden insgesamt bereits weit mehr als 75.000 Mal unterzeichnet.

Doch es gibt auch die Bereitschaft zu einem Kompromiss: Die Arbeitsgemeinschaft bayerischer Lehrerverbände (ABL) schlägt vor, die Ferien um eine Woche vorzuziehen, sie also in der Woche zwischen dem 8. und 14. Februar stattfinden zu lassen. Werde der Lockdown nicht verlängert, könnte für Schülerinnen und Schüler ab dem 15. Februar eine schrittweise Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts erfolgen.


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Andrea Nüßlein, Landesvorsitzende des Landeselternverbands Bayerischer Realschulen, unterstützt diesen Vorschlag und erklärt, weshalb diese Lösung wichtig für die Beteiligten wäre: "Die unterrichtsfreie Zeit muss für Schüler, Eltern und Lehrkräfte zum Durchschnaufen und Kraftschöpfen genutzt werden. Gleichzeitig müssen in den Schulen die nötigen Vorbereitungen für den Unterrichtsbeginn vor Ort getroffen werden."

Und wie reagiert das Kultusministeriums auf diesen Vorschlag und das allgemeine Unverständnis gegenüber der Ferien-Streichung? Der Beschluss stehe fest, heißt es auf Anfrage unserer Zeitung. "In der Woche wird es Unterricht statt Ferien geben." Man sei sich zwar durchaus darüber im Klaren, den Beteiligten damit viel abzuverlangen, dennoch sei der Ministerrat nach reiflicher Überlegung zu dem Entschluss gekommen, dass es aus pädagogischer Sicht die sinnvollste Lösung sei. "Coronabedingt kam es im letzten und diesjährigen Schuljahr zu sehr vielen Einschränkungen für den Schulbetrieb", so die Erklärung.


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Um eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler zu vermeiden, sollen Lehrkräfte bei der Unterrichtsgestaltung allerdings genau darauf achten, dass immer wieder Lernpausen eingelegt und auf die Schülerbedürfnisse eingegangen wird.

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