Gegen den Mangel: Apotheker bestellt Schutzmasken aus China

1.4.2020, 05:56 Uhr

"Schutzmasken statt Fluggäste", "Passagiermaschinen werden zu Frachtmaschinen": So lauteten gestern die Untertitel in einem Fernsehbeitrag - und beschrieben damit ganz gut, was derzeit - mit deutlicher Verspätung, wie Kritiker beklagen - anläuft: Für den Kampf gegen das Coronavirus hat der Bund laut einem Sprecher des Gesundheitsministeriums bereits 20 Millionen Schutzmasken ausgeliefert.


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Sie seien über die Länder und deren Kassenärztlichen Vereinigungen an Kliniken, Praxen und Pflegeheime verteilt worden. "Und die Beschaffung läuft weiter", heißt es.

Mangel an medizinischer Schutzausrüstung

Allein Bayern soll sich soeben eine Million Anästhesiemasken gesichert haben, wie man sie für die Behandlung von Patienten mit der Lungenerkrankung Covid-19 braucht. Das ergab eine Recherche der Tageszeitung Die Welt, wonach sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder für den Freistaat Beatmungsmasken, Schutzanzüge, Medizintechnik, Beatmungsgeräte und Desinfektionsmittel im Wert von zusammen 18,3 Millionen Euro über einen Schweizer Zwischenhändler gesichert haben soll, bevor US-Einkäufer den Markt leerräumen.

Nichtsdestotrotz mangelt es derzeit (noch) bundes-, aber auch bayernweit an medizinischer Schutzausrüstung. So schlägt die Ärztegewerkschaft Marburger Bund in einer aktuellen Pressemitteilung Alarm: "Es darf nicht sein, dass aus Mangel an adäquater Schutzausrüstung Menschen in ihrer Gesundheit gefährdet werden, die mit ganzer Kraft anderen Menschen helfen wollen", sagt Dr. Susanne Johna, 1. Vorsitzende des Marburger Bundes.



Sie fordert deshalb, dass die Produktion von Schutzausrüstung im Inland massiv ausgebaut werden müsse, um den aktuell eklatanten Mangel zu beseitigen. "Wir fordern die Bundesregierung auf, gemeinsam mit geeigneten Betrieben zusätzliche Fertigungskapazitäten aufzubauen," so die Fachärztin für Innere Medizin und Oberärztin.

Beschaffungsprobleme "absolut nicht nachvollziehbar"

Der Georgensgmünder Apotheker Helmut Schielein schließt sich dieser Meinung an, wie er im Gespräch mit der Nürnberger Zeitung sagt. Es sei für ihn "absolut nicht nachvollziehbar", warum der Bund nicht in der Lage sei, ausreichend Schutzmasken zu beschaffen. Schließlich sei es ihm "als kleinem Landapotheker" ja auch gelungen, vergangene Woche innerhalb von nur fünf Tagen 10.000 Schutzmasken mit dem zertifizierten Sicherheitssiegel CE aus China zu beziehen. Er habe die Masken, wie sie Zahnarztpraxen hierzulande nutzten, über eine Bekannte in China bestellt und von Shanghai per Luftfracht über den Leipziger Flughafen liefern lassen.

Zuerst habe er die Arztpraxen im Ort sowie das Seniorenheim nach ihrem Bedarf gefragt. Dann spendete er 850 Masken symbolisch an einen 850-Einwohner-Ort in Süditalien. Und die übrigen Masken bietet er nun in seiner Apotheke an. Nicht zu Wucherpreisen, wie er versichert, sondern mit einer nur kleinen Gewinnspanne. Befreundete Zahnärzte hätten an den gleichen Ort 850 Schutzhandschuhe und 850 Desinfektionsmittel gespendet als kleines Zeichen der Solidarität.

Andere vor der Übertragung schützen

Doch bringen die Masken auch etwas? "Ja, und wenn sie auch nur dazu beitragen, andere vor einer Übertragung des Virus zu schützen," meint der Apotheker. "Man sollte aber darauf achten, dass sie ein Sicherheitszertifikat haben", rät Schielein.



Trägt er sie selbst? Beim Spazierengehen nicht, wie er einräumt. Aber in der Apotheke sehr wohl. Seinen Mitarbeiterinnen habe er es freigestellt, ob sie davon Gebrauch machen. "Diejenigen, die im Kontakt mit Kunden sind, nutzen sie", sagt er. Auch eine Plexiglaswand zum Schutz habe er vor einer Woche in der Apotheke installieren lassen. Und für die Patienten das Lager mit wichtigen Medikamenten aufgestockt.


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