Gutachten unzureichend? Wieder Ärger um Frankenschnellweg

10.5.2019, 05:56 Uhr
Gutachten unzureichend? Wieder Ärger um Frankenschnellweg

© David Ebener/dpa

Wenn der Frankenschnellweg wie geplant ausgebaut wird, dann wird es für die Anwohner deutlich mehr Verkehr und Lärm geben. Diese Einschätzung kommt nicht etwa von den Ausbau-Gegnern. Vielmehr haben Verkehrsexperten der Stadt Fürth die Gutachten für das 650-Millionen-Projekt auf Nürnberger Boden analysiert. Sie weisen auf – aus ihrer Sicht – Schwachpunkte in der Vorprüfung hin. Damit verbunden sind Forderungen an die Stadt Nürnberg, diese zu korrigieren.

Die ersten Proteste aus Fürth an dem Ausbauprojekt in der Frankenmetropole gehen bereits auf das Jahr 2013 zurück. Dass darauf wenig Rücksicht genommen wurde, erzürnt die Fürther Stadträte und Verkehrsexperten auch jetzt noch. In einer Sitzung der Bauausschusses folgten die die ehrenamtlichen Volksvertreter am Mittwoch Abend im Fürther Rathaus einstimmig der kritischen Bewertung ihrer kommunalen Fachleute. Und die hatten in die Vorlage für den Tagesordnungspunkt einige Knackpunkte aufgelistet.

"Der Prognosehorizont ist nicht ausreichend"

Die erste Kritik bezieht sich auf die – ja bereits einmal fortgeschriebene – Verkehrsprognose. Die bezieht sich für den geplanten Ausbaus des Frankenschnellwegs nun auf das Jahr 2030. „Der Prognosehorizont ist nicht ausreichend“, urteilen die Fürther Fachleute, da er „bestenfalls nur weniger Jahre weiterreicht, als das Jahr der geplanten Inbetriebnahme“. Die Stadt Nürnberg soll daher eine weitere Prognose vorlegen, die bis in das Jahr 2035 reicht.

Der Verkehrsexperten aus der Kleeblattstadt gehen aber schon jetzt davon aus, "dass durch die zusätzlich geschaffenen Kapazitäten durch den Ausbau des Frankenschnellwegs weitere Verkehrszunahmen in den Jahren nach dem Ausbau auftreten. Es ist zu erwarten, dass die Verkehrsbelastungen über den ermittelten Verkehrszahlen liegen werden."

Das wiederum hat Auswirkungen auf die Lärmberechnungen. Die, so schreiben die Experten ihren Nürnberger Kollegen ins Stammbuch, können damit nicht korrekt sein. Sie glauben, dass es lauter wird für die Anwohner als in den Gutachten ausgeführt. Somit hätten auch "mehr Grundstücke Anspruch auf Lärmschutzmaßnahmen". Es seien nicht nur Innenräume betroffen, sondern auch "schützenswerte Außenwohnbereiche (z.B. Balkone, Loggien, Terrassen)“. Deshalb müsse geprüft werden, ob nicht nur passiver Lärmschutz, sondern auch aktive Maßnahmen zum Schutz der Außenwohnbereiche ergriffen werden müssen.

Bündnis sieht sich durch kritische Analyse bestätigt

Kritisiert wird auch, dass ein Lageplan zum Schallschutz fehle, aus dem hervorgehe, wie sich der Lärm ausbreite. Nürnberg soll die Unterlagen entsprechend ergänzen. Auch die Verlagerungseffekte vom Nahverkehr auf die Straße werden aus Fürther Sicht unterschätzt.

Das „Bündnis gegen den Frankenschnellweg“ sieht sich durch die kritische Analyse bestätigt. "Die Verkehrsprognose ist fehlerhaft. Die muss neu erstellt und bewertet werden", meint Peter Mühlenbrock. Auch die Umweltverträglichkeitsstudie ist aus seiner Sicht zu überarbeiten. Berthold Söder vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Nürnberg sieht in der Reaktion eine "schallende Ohrfeige aus Fürth". Die Regierung von Mittelfranken müsse die Genehmigung für den Ausbau versagen.

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