Hat das Innenministerium Forscher bei der Einschätzung von Corona beeinflusst?

8.2.2021, 19:17 Uhr
Horst Seehofers Mitarbeiter im Innenministerium sollen Wissenschaftler beeinflusst haben.

© Jens Schicke via www.imago-images.de, imago images/Jens Schicke Horst Seehofers Mitarbeiter im Innenministerium sollen Wissenschaftler beeinflusst haben.

Diese Ankündigung im ersten Lockdown im März 2020 klang dramatisch: Wenn das gesellschaftliche Leben in der Pandemie einfach so weiterlaufe wie zuvor, könne es mehr als eine Million Tote geben.

Bei dieser Prognose soll das Innenministerium Wissenschaftler des Robert-Koch-Instituts und anderer Forschungseinrichtungen beeinflusst haben. So interpretiert die Welt am Sonntag einen internen Mail-Verkehr, dessen Einsicht sich Juristen erstritten haben.


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Berechnung: bis zu einer Million Tote möglich

In dem nun veröffentlichten Schriftverkehr bittet etwa Staatssekretär Markus Kerber die Forscher, ein Rechenmodell zu erstellen, mit dem „Maßnahmen präventiver und repressiver Natur“ gerechtfertigt werden können. Die Forscher errechneten neben anderen Modellen mit milderem Verlauf der Pandemie auch ein "Worst-Case"-Szenario, also den schlimmstmöglichen Fall.


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Die Berechnungen der Wissenschaftler wurden der Welt am Sonntag zufolge als geheim deklariert. Doch mehrere Medien hatten sie inzwischen schon publik gemacht. Im errechneten Worst-Case-Szenario würden sich in Deutschland 57 Millionen Menschen mit Covid-19 infizieren und eine Million sterben, wenn es keine Beschränklungen des öffentlichen Lebens geben würde.

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