Klaus von Dohnanyi verteidigt Sarrazin

7.9.2010, 07:10 Uhr

Nur in der SPD-Spitze dominieren anscheinend noch die Gutmenschen, die Sarrazin partout ausschließen wollen, obwohl ein Großteil der Basis denkt und fühlt wie der suspendierte Bundesbankvorstand. Keine Frage, da hat sich vieles aufgestaut, ob es sich nun um Klischees oder um authentische Erfahrungen handelt. Sarrazin zu feuern hieße jedenfalls, genau diese Mitglieder zu brüskieren oder sie zumindest zum kleinmütigen Schweigen zu verurteilen, was noch gefährlicher wäre.

Aber vielleicht bringt ja nun Klaus von Dohnanyi die Genossen zum Nachdenken. Der frühere Hamburger Bürgermeister, Neffe des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer, hat sich noch nie der SPD-Parteiräson aus bloßer Gefälligkeit unterworfen. Mit einem sicheren Gespür für das politisch Machbare und Konkrete lehnte er linke Tagträume stets ab.

Da denkt Dohnanyi übrigens wie der standhafte Berliner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky, der seine Partei inständig davor warnt, eine unbequeme, ja vielleicht auch ärgerliche Situation dadurch zu lösen, dass man jemanden einfach „entsorgt“.

Dohnanyi setzt sich dafür ein, dass eine außer Rand und Band geratene Debatte wieder nüchtern geführt wird. Er benennt klar die Stärken und Schwächen des Buches. Anscheinend hat er Sarrazin mit anderen Augen gelesen und Dinge daraus gelernt, über die in dieser Gesellschaft dringend geredet werden muss.