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Kommentar: Tempolimit auf Autobahnen?Schema-F-Politik

12.7.2021, 16:13 Uhr
Flächendeckend 130 km/h? Das wollen Grüne, SPD und Linke.

© Jens Büttner, dpa Flächendeckend 130 km/h? Das wollen Grüne, SPD und Linke.

Dass die Frage, ob auf den Autobahnen in Deutschland höchstens noch 130 oder 120 km/h gefahren werden darf, möglicherweise sogar das Potenzial hat, eine schwarz-grüne Koalition nach der Bundestagswahl zu verhindern, hängt damit zusammen, dass das Tempolimit zu einem Symbol geworden ist. Wer dafür ist, gilt als fortschrittlich-ökologischer Trendsetter, wer dagegen ist, als Ignorant, dem Umwelt und Menschenleben egal sind. In einer solchen Debatte sind vor allem die Grünen immer im Vorteil, weil sie meinen, das Mantra der moralisch-ökologischen Korrektheit für sich exklusiv zu haben. Die „Umweltsäue“ sind ja die anderen.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ab.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) lehnt ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ab. © Kay Nietfeld, dpa

Das macht Politik einfach, man erspart sich eine mühselige Debatte darüber, ob das gewünschte Ziel wirklich zielführend ist. Grüne und Umweltverbände suggerieren, dass auf deutschen Autobahnen das Rasen der Normalfall sei - so, als sei jeder, wenn es nur ginge, mit 230 Sachen unterwegs. Unsinn: Die allermeisten Autofahrer fahren vernünftig und vorausschauend.


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Argumentiert wird, dass ein generelles Tempolimit Menschenleben schütze - die Zahl der Unfalltoten auf Autobahnen sinkt aber schon seit Jahrzehnten exponentiell, auf 356 im Jahr 2019. Argumentiert wird weiter, dass ein Tempolimit das Klima schütze - laut Umweltbundesamt würden bei 120 km/h Höchstgeschwindigkeit 6,6 Prozent aller CO2-Emissionen eingespart, die Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Autobahnen ausstoßen. Viel? Wenig? Jedenfalls würden mehr E-Autos und, was zu wünschen wäre, Verbrenner, die mit synthetischen Kraftstoffen befeuert werden, den Einspareffekt eines generellen Tempolimits neutralisieren.


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Am wichtigsten für die Sicherheit der Autofahrer und den Schutz der Umwelt ist ein reibungslos fließender Verkehr. Dieser kann über die elektronischen Schilderbrücken, wie wir sie auch vom Nürnberger Autobahnnetz kennen, effizient geregelt werden. Wo die Straßen frei und trocken sind und die Sicht gut ist, sind 158 oder auch 172 km/h keine Raserei; mit 130 km/h über hunderte Kilometer dahinzuzuckeln, kann dagegen zur nervtötenden Monotonie werden. Wer will, soll das tun dürfen. Zur Pflicht sollte es nicht werden.

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