Debatte im Netz

Lauterbach kritisiert Schnapsregale an Supermarktkassen: Unethisch und Gefahr für Alkoholkranke?

Benjamin Jungblut

Redakteur

E-Mail zur Autorenseite

6.2.2023, 13:25 Uhr
Werden Alkoholkranke an den deutschen Supermarktkassen in Versuchung geführt? 

© Soeren Stache, dpa Werden Alkoholkranke an den deutschen Supermarktkassen in Versuchung geführt? 

Der Alkoholkonsum in Deutschland ist weit verbreitet. Rund 16 Prozent der erwachsenen Männer und rund 11 Prozent der erwachsenen Frauen konsumieren wöchentlich riskante Mengen Alkohol – also so viel, dass sie ihre Gesundheit gefährden. Das geht aus dem "Alkoholatlas Deutschland 2022" des Deutschen Krebsforschungszentrums hervor.

Erst vergangene Woche hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in der ARD-Sendung "Hart aber fair" über den Alkoholkonsum der Deutschen gesprochen: "Ja, ich glaube schon, dass wir als Gesellschaft zu viel trinken. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute ist, dass es in den letzten Jahren insgesamt weniger geworden ist." Nun legt Lauterbach auf Twitter nach – und kritisiert die Alkoholregale an den Supermarktkassen. "Über diese Art Regale an der Supermarktkasse muss gesprochen werden. Hier werden Menschen mit Alkoholkrankheit gezielt gefährdet. Das ist eine unethische Form der Werbung.", so der Gesundheitsminister.

Im Netz sind die Reaktionen gespalten. Während einige Nutzer die Eigenverantwortung der Menschen hervorheben, gibt es auch jede Menge Zustimmung. Krankenpfleger Ricardo Lange schreibt dazu: "Eigenverantwortung schön und gut, aber man muss es Menschen mit akutem oder ehemaligem Alkoholproblem nicht unnötig schwer machen. Sucht kann die eigene Verantwortung schnell in den Hintergrund rücken."

Andere Nutzer weisen auf die ebenfalls gefährlichen Tabakprodukte in den Regalen hin.


Bereits im letzten Monat drang der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert auf mehr Schutz für Kinder und Jugendliche vor Gesundheitsschäden durch Alkohol und Rauchen - auch mit zusätzlichen Marketingverboten. Insgesamt müsse ein Umdenken in der Drogenpolitik her, machte der Blienert deutlich. "Wir müssen an die Großbaustellen ran - Alkohol, Tabak und Glücksspiel." Kaum ein europäisches Land habe einen so liberalen Umgang mit diesen legalen Angeboten. Wirksame Maßnahmen gegen problematischen Konsum seien regelmäßig ausgebremst worden. "Profit war wichtiger als der Gesundheitsschutz."