Neuer Corona-Ärger

Lebensgefährtin von Hubert Aiwanger: FW-Landrätin wirbt nicht fürs Impfen

18.8.2021, 17:59 Uhr
Tanja Schweiger und Hubert Aiwanger sind seit 2012 ein Paar. Sie haben zwei Kinder und ticken offenkundig in vielen Fragen gleich.

© FrankHoermann/SVEN SIMON, NN Tanja Schweiger und Hubert Aiwanger sind seit 2012 ein Paar. Sie haben zwei Kinder und ticken offenkundig in vielen Fragen gleich.

Tanja Schweiger ist nicht irgendwer. Ihr Wort hat Gewicht, im Landkreis Regensburg wie bei den Freien Wählern. Denn sie ist dort Landrätin für die Freien Wähler. Sie war parlamentarische Geschäftsführerin der Landtagsfraktion ihrer Partei. Vor allem aber ist sie die Lebensgefährtin von FW-Chef Hubert Aiwanger.

Kein Wunder, dass der jüngste Vorgang in der Oberpfalz sofort für Alarm in München sorgt. Dort hat der oberpfälzische Regierungspräsident Axel Bartelt eine Anzeigenkampagne initiiert, die gegen die Corona-Impfmüdigkeit ankämpfen soll. Während die fünf Oberbürgermeister mitzogen, setzten allerdings nur sechs der sieben Landräte und nur einer der beiden Bischöfe ihre Unterschrift unter die Anzeige. Der katholische Bischof Rudolf Voderholzer zieht nicht mit; er wolle "keine medizinischen Ratschläge geben", schließlich sei er "kein medizinischer Fachmann". In seinen Predigten aber rufe er zum Impfen auf, lässt er ausrichten. Und geimpft sei er auch.

Bei Tanja Schweiger weiß man das nicht. Fragen zu ihrem Impfstatus lässt sie unbeantwortet. Wie ihr Partner Hubert Aiwanger beruft sie sich auf ihr Recht: "Ob und wann sich jemand impfen lässt, ist und bleibt eine höchstpersönliche Entscheidung, die jeder respektieren sollte."

Aiwanger, das ist einigermaßen sicher, ist nicht geimpft. Nachfragen beantwortet er mit der Gegenfrage, ob das Gegenüber denn geimpft sei und mit dem Hinweis, jeder habe "das Angebot und kann es nutzen". Dass sich ausgerechnet eine Landrätin der Freien Wähler an der Anzeigenkampagne nicht beteiligt, stört ihn nicht. "Unsere Landräte entscheiden selbst, wie sie vor Ort arbeiten", sagt er. Im übrigen habe "gerade der Landkreis Regensburg die Impfkampagne von Anfang an überdurchschnittlich stark vorangetrieben".

Darauf beruft sich auch das Landratsamt, das in einer ausführlichen Stellungnahme betont, Schweiger habe "sich seit Auftreten von Corona weit über das normale Maß hinaus mit hohem persönlichen Einsatz insbesondere um die Impfkampagne im Landkreis Regensburg" gekümmert. Die Landrätin selbst ist nicht erreichbar, sie ist im Urlaub. Doch sie lässt ausrichten, Impfen könne "wie Testen, Maske-Tragen und Abstandhalten dazu beitragen, die Verbreitung der Coronaviren einzudämmen".

Bei Hubert Aiwanger klingt das ähnlich. Auch er betont, dass er nicht grundsätzlich gegen das Impfen sei, und dass es einen Beitrag leisten könne im Kampf gegen die Pandemie. Anders als bei Schweiger ist bei ihm allerdings bekannt, dass er sich nicht hat impfen lassen, seit dies aus der CSU so lange kolportiert worden war, bis ein Journalist öffentlich danach fragte. Aiwanger musste Farbe bekennen. Seine Partnerhin Tanja Schweiger muss das bislang nicht und will es auch weiter nicht tun.

Inzwischen hat Aiwanger seine Linie grundsätzlich verändert. Er hat sich auf die Seite derer geschlagen, die sich nicht impfen lassen, stilisiert sich als ihr Sprachrohr. Der Niederbayer schreckt auch nicht vor düsteren Andeutungen über den Impfstoff und seine Wirksamkeit zurück.

In der CSU verfolgen sie das mit Sorge. Das Verhältnis zwischen CSU-Chef und Ministerpräsident Markus Söder und seinem Stellvertreter und FW-Chef Hubert Aiwanger gilt als zerrüttet, nicht nur, aber vor allem wegen der Auseinandersetzung ums Impfen. Viele vermuten Tanja Schweiger als treibende Kraft hinter Aiwangers Impfhaltung. Manche in der CSU unterstellen ihr, sie sei eine Impfverweigerin. Was sie ebenso bestreitet wie Hubert Aiwanger für sich auch. Allerdings musste sich Bayern im Dezember 2019 enthalten, als der Bundesrat über eine Impfpflicht gegen Masern abstimmte. Die Freien Wähler unter der Führung Aiwangers zogen nicht mit der CSU mit.

Ob das wirklich auf Tanja Schweiger zurückgeht, ist offen. Bei den Freien Wählern gehen sie zumindest von einer gemeinsamen Haltung aus. Dass er vor einigen Jahren öffentlich verkündet hatte, er werde seine Kinder nicht gegen Masern impfen lassen, sei ein klares Indiz. So eine Entscheidung könne er kaum allein fällen. Und Axel Bartelt? Hält seine Anzeigenkampagne weiterhin für sinnvoll, will sich nicht zu Schweiger äußern, weil die Teilnahme an der Kampagne "auf rein freiwilliger Basis" erfolgt sei. Und betont, er sei "selbstverständlich doppelt geimpft".

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